John Locke gilt inzwischen als ein Klassiker des politischen Denkens. Er war Empiriker, Philosoph des Liberalismus, ein Befürworter der religiöser Toleranz, ein Anwalt des Prinzips der Gewaltenteilung und ein Verkünder des bürgerlich, frühkapitalistischen Gesellschaftssystems. Nach Auskunft der Encyclopaedia Britannica gegründete Locke das Zeitalter der Aufklärung und der Vernunft in England. John Locke wurde 1632 in Wrington bei Bristol geboren. Fünfzehnjährig trat er in die berühmte Londoner Westminster School ein. Im Alter von 20 Jahren begann er ein Studium in Oxford, das er 1657 als Master of Arts abschloss.
Für John Locke gibt es keine angeborenen Ideen
Nach dem Studium versucht John Locke in den diplomatischen Dienst einzutreten und widmet sich seinen Studien über das Naturrecht. Er vertritt eine klassische, stoizistisch-thomistisch-scholastische Naturrechtslehre, die sich allerdings in einem Punkt gravierend unterscheidet: Er stellt die These auf, dass es keine angeborenen Ideen gibt. In seiner Schrift „Essay Concerning Toleration“, von 1667 fordert Locke, dass es die einzige Aufgabe des Staates ist, den öffentlichen Frieden und das Eigentum seiner Untertanen zu schützen.
Für sein Seelenheil sei jeder einzelne selbst zuständig und verantwortlich. Außerdem regte er an, zu untersuchen, ob es sich nicht positiv auf den Fleiß der Bevölkerung und somit auf den Reichtum des Staates auswirken könnte, wenn der Staat seine Bürger tolerant behandeln würde. 1668 wurde John Locke in die Royal Society aufgenommen.
John Locke: „Two Treatises of Government“
Mit seiner Schrift „Two Treatises of Government“, die 1690 veröffentlicht wurde, richtet er sich in der gesamten ersten Abhandlung gegen Sir Robert Filmers Buch „Das Patriarch oder die natürliche Gewalt der Könige“. Sir Robert Filmer hatte zu beweisen versucht, dass die königliche Gewalt von Natur aus ererbt sein müsse. Die Jahre 1684 bis 1688 musste John Locke im holländischen Exil verbringen.
Dort schrieb er auch eines seiner einflussreichsten Werke, den Essay „Concerning Human Understanding“, das vier Bände umfasste. Der erste Band dient dem Nachweis, dass es keine dem Menschen angeboren Ideen oder Prinzipien gibt. Band zwei behandelt die Vielfalt der Ideen. Das dritte Buch untersucht die Art und den Gebrauch der Wörter und Band vier soll zeigen, das Erkenntnis nichts anderes als Wahrnehmung ist.
Die absolute Notwendigkeit des Eigentums
Die Basis der politischen Theorie John Lockes ist seine Überzeugung von der absoluten Notwendigkeit des Eigentums. Dieses zu begründen und zu erhalten dienen die meisten seiner Schriften. Er erkennt das natürliche Recht des Erbes an. Eigentum und Erbrecht sind für ihn die Grundlage der Gesellschaft. Seit dem Jahr 1700 hat sich John Locke völlig aus dem politischen Leben zurückgezogen, um sich ganz seinen Studien zu widmen.
In seinen vier letzten Lebensjahren beschäftigte er sich intensiv mit den „Paulinischen Briefen“. Schon 1691 war er in das 20 Kilometer von London entfernt liegende Oates gezogen, um sich im Haus seiner Freundin Lady Damaris Masham der Philosophie zu widmen. Dort starb John Locke 1704 im Alter von 72 Jahren.
Von Hans Klumbies