Johannes Duns Scotus propagiert die Individualität

Johannes Duns Scotus stammte aus Schottland und wurde um 1266 wahrscheinlich in Duns in der Grafschaft Berwick geboren. Er trat dem Franziskanerorden bei, studierte in Oxford und Cambridge und wurde 1291 zum Priester geweiht. 1305 erwarb er die Magisterwürde. 1307 kam er als Lector der Franziskaner nach Köln und ist dort am 8. November 1308 gestorben. Johannes Duns Scotus gilt als der Philosoph der Individualität. Er unterstreicht das Positive des Individuellen, die als Prinzip eine positive Seinsbestimmung verlangt, woraus er später den berühmten Begriff der „Diesheit“ entwickelt. Im Primat des Willens sieht der bedeutende Denker der Scholastik die ursprüngliche Freiheit. An erster Stelle platziert er dabei aber nicht den Menschen, sondern die Freiheit Gottes und seinen allmächtigen Willen.

Der Wille ist genauso wertvoll wie die Vernunft

Den Willen erkennt Johannes Duns Scotus als eigene Größe an, setzt ihn gleichrangig neben die Vernunft, die den Willen nicht erwirkt aber ohne die er dennoch nicht existieren kann. Die Freiheit ist für ihn im Willen selbst gegeben und nicht der vorrangigen Vernunft unterworfen. Das Werk der Freiheit ist für ihn die geschaffene Welt. Das Seiende ist für Johannes Duns Scotus nicht mehr einfach das, was wirklich ist, sondern es tritt in den Modalitäten von Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit auf.

Johannes Duns Scotus gibt die aristotelische Basis der Kategorienlehre nicht auf. Aber er fasst die Welt im Ganzen nicht mehr als eine der Dinge auf, sondern als einen Komplex von Strukturen, deren Bestandteile sich durch hinzutretende „Formalitäten“ und „Modi“ differenzieren. Weil er die Kraft des Willens neu definiert, sagt der Philosoph und Theologe Johannes Duns Scotus, dass etwas gut sei, weil Gott es will. Er beschreibt diesen Gott als notwendig und zugleich frei, wodurch er die Bedingung des unendlich Seienden wiedergibt, als welches Gott zu denken ist.

Die Schriften von Johannes Duns Scotus

Die Wirklichkeit erhält durch den Denker den Rang einer Grundmodalität des Seienden selbst, in der das Denken die Dringlichkeit der Strukturen entdeckt, die das Wissen festigen und die Wissenschaft hervorbringen. Für Johannes Duns Scotus steht dabei die Wissenschaft von Gott an erster Stelle, die auf der Ebene der Möglichkeit jene Notwendigkeit aus sich heraus beweist, die alle Möglichkeit erst möglich macht und daher notwendig ist.

Das Hauptzeugnis seiner Lehre ist der umfangreiche Sentenzenkommentar, der in einer nicht ganz vollendeten, aber geordneten Fassung vorliegt. Hinzu kommen Kommentare zur Metaphysik, zu logischen Schriften und zu den Büchern „Über die Seele“ des Aristoteles. Alle seine Schriften sind durch den wissenschaftlichen Stil der Scholastik bestimmt. Er stellt dabei einzelne Sachfragen in ein breites Diskussionsumfeld und erarbeitet die eigenen Lösungen aus der Kritik der vorhandenen Antworten. Der Beweisgang schlägt dabei allerdings manchmal verschlungene Pfade ein.

Von Hans Klumbies