Johann Wolfgang von Goethe lädt Friedrich Schiller nach Weimar ein

Wenige Wochen nach einem Treffen lud Johann Wolfgang von Goethe Friedrich Schiller für vierzehn Tage nach Weimar ein. „Kommen Sie mich besuchen“, schrieb Goethe Anfang September, Hof war auf einem anderen Schloss und niemand würde sie stören. Andrea Wulf ergänzt: „Sie könnten sich unterhalten und ihre Diskussion fortsetzen, und Goethe wollte Schiller seine Sammlungen von Büchern, Kunst und naturkundlichen Gegenständen zeigen.“ Friedrich Schiller freute sich, warnte den älteren Dichter jedoch, dass er ein schwieriger Gast sei – fast schon ein Invalide, der an chronischen Brustschmerzen und Magenkrämpfen sowie Schlaflosigkeit leide. Als Autorin wurde Andrea Wulf mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, vor allem für ihren Weltbestseller „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ 2016, der in 27 Sprachen übersetzt wurde.

Goethe wohnte in einem großen Haus im Zentrum von Weimar

Auch Johann Wolfgang von Goethe hatte schon davor darauf hingewiesen, dass er selbst von „einer Art Dunkelheit und Zaudern“ befallen sei, die er nicht kontrollieren könne. Sie schmiedeten dennoch Pläne und am 14. September 1794 traf Friedrich Schiller ein. Andrea Wulf weiß: „Goethe wohnte im Zentrum von Weimar, in einem großen Haus, das ihm der Herzog zwei Jahre zuvor überlassen hatte. Eine von Goethe eingebaute geschwungene Treppe führte zu den elegant eingerichteten Räumen im vorderen Teil des Hauses.“

Auf der hölzernen Türschwelle hieß in großen schwarzen Buchstaben das italienische „SALVE“ – sei gegrüßt – Besucher willkommen. Andrea Wulf fügt hinzu: „Überall standen italienische Skulpturen auf Sockeln, und die Wände waren mit den schönsten Zeichnungen, Drucken und Gemälden geschmückt. Spiegel reflektierten die Kunst, wertvolle Teppiche dämpften die Schritte, und hohe Fenster boten einen Blick auf die Straße und den Platz vor dem Haus.“ Die Gäste konnten auf Sesseln sitzen, die mit grün-weiß gestreifter Seide bezogen waren, und an zierlichen Mahagonitischchen Tee trinken.

Goethes Arbeitszimmer war einfach und zweckmäßig eingerichtet

Im hinteren Teil des Hauses, im Erdgeschoss, hatte Johann Wolfgang von Goethe eine Reihe schlichterer Zimmer neu eingerichtet. Andrea Wulf erklärt: „Hier befand sich auch sein Arbeitszimmer, mit Blick auf den großen Garten. Im Gegensatz zu den vorderen Räumen waren die Möbel hier einfach und zweckmäßig. An den Wänden standen schlichte Bücherregale und der große Schrank mit Schubladen, in denen Goethe seine naturkundlichen Objekte aufbewahrte – darunter auch seine Mineraliensammlung, die schließlich 18.000 Exemplare umfassen sollte.“

Es gab Lesepulte und kleine Tische, und in der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch zum Schreiben und Lesen. Es gab weder ein Sofa noch einen Sessel, nur einfache Holzstühle. Bequemes Mobiliar, so Goethe, „hebt mein Denken auf und versetzt mit in einen behaglichen passiven Zustand“. Andrea Wulf stellt fest: „Vierzehn Tage arbeiteten, redeten, aßen und diskutierten Schiller und Goethe. Oft saßen sie in dem großen Garten in der ungewöhnlich warmen Septembersonne. Sie trafen nur wenige Menschen und begnügten sich mit der Gesellschaft des anderen.“ Quelle: „Fabelhafte Rebellen“ von Andrea Wulf

Von Hans Klumbies