Unterschiedliche Aufgaben verlangen differenzierte Rollen

Interaktionen können gelingen oder misslingen, im Beruf ebenso wie im Privaten. Kleine Fehler oder Unachtsamkeiten können große emotionale Konsequenzen nach sich ziehen oder zu peinlichen Momenten führen. Jens Weidner schreibt: „Wir alle müssen sehr unterschiedliche Rollen im Leben beherrschen, denn „Wir spielen alle Theater“, wie schon der berühmte amerikanische Interaktionist Erving Goffman in seinem gleichnamigen Buch zur Selbstdarstellung im Alltag postulierte.“ Er meinte damit aber kein Theaterstück, sondern die Flexibilität, unterschiedlichen Rollenerwartungen gleichzeitig gerecht zu werden. Er beschäftigte sich mit den Fallstricken der Asymmetrie der Kommunikation, die man umgehen sollte. So kann der Versuch des Chefs, durch Selbstironie einen Konflikt zu entschärfen, beim Gegenüber als unerträgliche Selbstgefälligkeit ankommen oder als gelungener Humor. Nur weiß man das erst hinterher. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

In der Geschäftswelt wimmelt es nur so von Rollenkonflikten

Interaktionen sind ein Minenfeld und gleichzeitig ist in dieser Gefahrenzone Facettenreichtum gefragt, weil unterschiedliche Aufgaben differenzierte Rollen verlangen: die Rolle des durchsetzungsstarken Chefs oder des fairen Gesprächspartners, des unnachgiebigen Verhandlungsführers oder des gewerkschaftsfreundlichen Unternehmers. Jens Weidner weiß: „Wer die für ihn wichtigen Rollen glaubwürdig verkörpern kann, wird erfolgreicher sein und dadurch optimistischer in die Zukunft blicken können.“

Das ist keine leichte Aufgabe. Sie verlangt ein Gespür für die richtige Handlung im richtigen Moment, etwa wenn ein gravierender Unternehmensskandal öffentlich wird. Der Rollenwechsel gehört zum Einmaleins des professionellen Handelns, egal auf welcher Ebene man beruflich unterwegs ist. Er ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn man kann schnell zwischen Fremd- und Selbstrolle zerrieben werden. In der Geschäftswelt wimmelt es nur so von Rollenkonflikten. Wer sie nicht aushält, hat im Management nichts verloren und kann auch nichts verbessern.

In seiner Karriere darf man die Definitionsgewalt nicht verlieren

Optimisten, die sich besonders für ihre Karriere und den Wettbewerb interessieren, wissen das. Ohne „dickes Fell“ wird man diese Rollenkonflikte kaum ertragen, vor allem nicht, wenn einem Konkurrenten unfair und rufschädigend begegnen. Wer in seiner Karriere die Definitionsgewalt verliert, hat Probleme, denn er ist abhängig vom Wohlwollen Dritter, und das ist immer gefährlich. Optimisten sehen zu, das ihnen das nicht widerfährt, indem sie frühzeitig darüber nachdenken, wie sie gesehen werden möchten, und indem sich entsprechend klar im Team und in der Öffentlichkeit positionieren.

Jens Weidner erläutert: „Egal, ob Sie als harter Hund, als fairer Teamplayer, als realistischer Optimist, den seine Gelassenheit in Krisen auszeichnet, oder als Chef, dem nur Konsens wichtig ist, betrachtet werden möchten – jedem muss klar sein, wofür er steht.“ Nur dann kann man konsequent in die passende Rolle schlüpfen, die auch andere überzeugen wird. Imageberater verdienen mit diesen Rollenentwürfen ihr tägliches Brot, denn sie kreieren deutliche Chancen- und Marktvorteile über optimiertes Verhalten und eine verbesserte Wirkung auf andere. Quelle: „Optimismus“ von Jens Weidner

Von Hans Klumbies