Jens Weidner kennt den Weg zum Optimismus

Optimismus entsteht nicht von allein. Optimismus ist ein Ergebnis von persönlicher Einstellung, von Erziehung, von Einflüssen in der Gesellschaft und natürlich auch von Erfahrungen am Arbeitsplatz. Fachlich spricht Jens Weidner hier von den Einflüssen der primären, sekundären und tertiären Sozialisation, die den persönlichen Optimismus im Guten wie im Schlechten – dann in Richtung Pessimismus – prägen können. Ein Mensch ist diesen Prägungen aber nicht hilflos ausgesetzt, sondern kann sie beeinflussen und steuern. Je mehr Optimismus man in der Lebens- und Berufswelt hat, desto besser. Von dieser These ist Jens Weidner fest überzeugt. In der Kindheit wird die Grundlage für das optimistische Potential gelegt, das später im Beruf Berge versetzen soll. Aber es gilt: Optimisten werden nicht als solche geboren, sondern sie bilden sich. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

Durchsetzungsstärke darf nicht zur Arroganz verkommen

Positive Aggressionen im Berufsleben kann man durch Coachings aufbauen und auf diese Weise Durchsetzungsstärke fördern, die Führungskräfte brauchen, um im Geschäftsleben voranzukommen. Diese Art von Nachschulungen, egal ob es sich um Durchsetzungsstärke handelt oder Resozialisierungsmaßnahmen, nennt man „tertiäre Sozialisation“, denn der Mensch egal ob Manager oder Bankräuber, ist beeinflussbar, natürlich auch in Richtung Optimismus, vorausgesetzt er bringt ein Minimum intrinsischer Motivation mit, diesen Weg gehen zu wollen.

Wie viel Durchsetzungsstärke ist die Karriere dringend erforderlich? Jens Weidner antwortet auf diese Frage wie folgt: „Viel, aber nicht so viel, dass sie zur Arroganz verkommt. Nicht so viel, dass man zu egomanischen Karrieristen wird, der weniger Erfolgreiche als „Minderleister“ abwertet.“ Das unangenehme Persönlichkeitsprofil des egomanischen Karrieristen setzt sich nämlich aus 90 Prozent Egomanie und 10 Prozent Fairness zusammen, wobei die freundlichen 10 Prozent ausschließlich dem familiären Umfeld beziehungsweise dem eigenen Netzwerk vorbehalten sind.

Die Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess

Jens Weidner fügt hinzu: „Egomanische Karrieristen sind Personen mit einem pessimistischen Menschenbild, die keine hohe Meinung von Kollegen und Vorgesetzen haben, ihr elitärer und abwertender Habitus verbreitet schlechte Stimmung, fördert Konflikte und nervt.“ Optimisten machen es genau andersherum. Sie favorisieren 90 Prozent Fairness und können mit ihren verbleibenden 10 Prozent auch zulangen, wenn es nötig ist. 100 Prozent Fairness sind für sie Ausdruck eines zu naiven Optimismus, 100 Prozent Bissigkeit empfinden sie als teuflisch.

Die Sozialisation ist ein lebenslanger Prozess, das Lernen hört daher nie auf. Optimisten wollen nicht nur Akteure sein, sondern auch Regisseure ihres Lebens, das sie positiv prägen wollen. Wissenschaftlich spricht man von „produktiven Realitätsverarbeitern“, die ihre Realität aktiv und zielorientiert gestalten, auch in kniffligen beruflichen Situationen. In der Logik der Optimisten ist ihre Zufriedenheit berechtigt, denn Optimismus heißt, dass man an eine Verbesserung der Situation glaubt und etwas dafür tut. Quelle: „Optimismus“ von Jens Weidner

Von Hans Klumbies

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