Im Niger werden mehr Bäume gepflanzt als abgeholzt

Laut einem Bericht der Welternährungsorganisation FAO hat sich die Ernährungslage in der Sahelzone seit den 1990er Jahren deutlich verbessert. Die Produktion in der Landwirtschaft stieg im Norden und Westen Afrikas zwischen 1981 und 2005 um rund 40 Prozent. Vor allem der Niger hat sich eine Vorbildrolle erkämpft. In dem Land wurden fünf Millionen Hektar neue Bäume gepflanzt, was circa der Fläche Kroatiens entspricht. Dort gibt es heute mehr Wald als in den 1950er Jahren. Das westafrikanische Land ist das einzige auf der ganzen Welt, in dem mehr Bäume angepflanzt als abgeholzt werden.

Drei Millionen Bauern betreiben Farmed Managed Naturel Regeneration

Zudem ernten die Landwirte im Niger heute 600.000 Tonnen Getreide mehr als früher. Das entspricht einem zusätzlichen Haushaltseinkommen von 200 Dollar pro Jahr. Diese erstaunliche Entwicklung kam nicht durch Hilfszahlungen aus dem Ausland und auch nicht mit Hilfe der Regierung, wenigstens zu Beginn, zustande. 1983 hat eine Dorfgemeinschaft eine alte Tradition wieder aufgegriffen. Die Landwirte gruben beispielsweise flache Kuhlen neben ihren Pflanzen, in denen sich das Regenwasser sammeln konnte. Zudem düngten sie ihre Bäume und Sträucher mit Viehdung.

In dieser natürlichen Dünung befinden sich Samen, die auskeimen und sich schließlich zu prächtigen Bäumen entwickeln. Tony Rinaudo von der Hilfsorganisation World Vision erklärt: „Wenn bereits Baumstümpfe da sind, befreit man sie von buschigem Blattwerk, sodass die größten Triebe sich durchsetzen und der Baum wachsen kann.“ Diese Technik heißt „Farmed Managed Naturel Regeneration“ (FMNR) und wird inzwischen von rund drei Millionen Bauern in der Sahelzone praktiziert. Dadurch können sie auch Dürreperioden wie im Jahr 2005 überstehen, ohne gleich verhungern zu müssen.

In der Sahelzone wachsen inzwischen Affenbrotbäume und Akazien

Tony Rinaudo sagt: „Die Methode ist ausgesprochen einfach, und innerhalb von wenigen Monaten hat man einen Gewinn, also Futter, Brennholz und Dünger.“ Je nach der Art des Baumes können die Landwirte die Früchte ernten oder die Rinde für die Erzeugung von Medikamenten verkaufen. So enthält zum Beispiel die Rinde des Baumes Combretum glutinosum verschiedene Keime, mit denen sich die Malariaerreger bekämpfen lassen. Der Wert der Medizinpflanzen ist hoch, da noch immer etwa 80 Prozent der Therapien in Afrika auf Naturmedizin beruht.

Der aus Australien stammende Tony Rinaudo reist durch die Sahelzone und bringt vor allem Kleinbauern die Methode FMNR bei. Auch die Einheimischen geben ihr Wissen von Dorf zu Dorf weiter, wodurch sich „Farmed Managed Naturel Regeneration“ in diesem Teil Afrikas stark ausbreitet. Inzwischen wachsen in der Sahelzone Millionen Affenbrotbäume und Mahagonis, Tamarindenbäume, Akazien und Orchideenbäume. Die einstige Wüste wird grün. Zudem schützen die Bäume die Äcker der Bauern vor dem Wind, der Sonne und Sandverwehungen, wodurch die Erträge steigen.

Von Hans Klumbies