Der Abbau von Rohstoffen sorgt für Probleme

Die Versorgung der Gesellschaft mit den notwenigen Rohstoffen verursacht vielerlei Probleme. Früher gab es in Europa relativ kleine Bergwerke, die dem Kontinent halfen, seine lange Vormachtstellung zu erlangen. Diese ersetzte man in der Gegenwart durch riesige, in der ganzen Welt verteilte Rohstoffproduktionen. Ille C. Gebeshuber stellt fest: „Diese gigantischen Produktionsanlagen laufen oft an der Kapazitätsgrenze, um den wachsenden Bedarf der Menschheit an Rostoffen zu decken.“ Während sich viele dieser Anlagen dem Ende ihrer Reserven nähern, ist der Aufbau von neuen Bergwerken oft ein Problem. Die Kosten für Abbau, Rohstoffaufbereitung und Infrastruktur erreichen oft gigantische Ausmaße. Diese belasten die finanziellen Kapazitäten selbst der größten Konzerne bis an die Grenzen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

Jährlich werden 40 bis 50 Milliarden Tonnen Sand benötigt

Verzögerungen sind die Folge. Und diese Verzögerungen sind einigen Konzernen nicht unwillkommen. Denn die Verknappung von Rohstoffen wirkt sich positiv auf die Preise und somit auf die Profite aus. Es geht also mehr um den monetären Vorteil als um die Versorgung der Volkswirtschaften mit Rohstoffen. Auf jeden Fall verteilen sich die bergbaulichen Aktivitäten auf immer weniger, immer größere Produktionsstätten. Die Abhängigkeit von diesen wenigen Produzenten nimmt zu und lokale Produktionsausfälle können durchaus zu Krisen führen.

Ille C. Gebeshuber weiß: „Nach Wasser ist Bausand der in größten Mengen abgebaute Rohstoff der Erde. Jährlich werden 40 bis 50 Milliarden Tonnen Sand benötigt. Und zwar ganz besonderer Sand.“ In den ersten zwei Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts verdreifachte sich die Nachfrage nach Sand und Kies. Da Bausand ein „günstiger“ Rohstoff sein muss, wird er nicht durch die teure Zerkleinerung von Gestein gewonnen, sondern dort abgebaggert, wo man ihn findet.

Die Preise für Betonkonstruktionen steigen

Wüstensand ist erstaunlicherweise wegen seiner vom Wind gerundeten Körnchen nicht für die Betonherstellung geeignet. Daher ist die Hauptmethode der Gewinnung von Bausand das Baggern aus dem Meer. Durch die Zerstörung des Meeresbodens und das Aufwirbeln von feinen Körnern wird aber das marine Leben massiv beeinträchtigt. Wie man sich denken kann, sind die klassischen Sandlagerstätten weltweit infolge der riesigen Abbaumengen zu einem großen Teil bereits ausgebeutet.

Die Baggerschiffe werden so gezwungen, immer näher an der Küste zu baggern. Und da der Sand dazu neigt, die in der Tiefe entstandenen Löcher aufzufüllen, tendieren die Sandstrände dazu, sich infolge des Nachrieselns zurückzuziehen. Die so entstehenden kahlen Felsstrände sind eine Katastrophe für den Tourismus und küstennahe Bewohner. Massiver Widerstand gegen den Abbau sind die Folge. Die generell abnehmenden Reserven von natürlich vorkommenden Bausand treibt die Preise für Betonkonstruktionen in die Höhe. Daher nehmen andere Bauformen an Wichtigkeit zu. Quelle: „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ von Ille C. Gebeshuber

Von Hans Klumbies