In seinem Buch „Philosophie der Hoffnung“ zeigt Lars Svendsen, dass sich das Hoffen zu keiner Zeit vom Handeln eines Menschen loslösen lässt. Denn Hoffnung ebnet nicht nur den Weg zu einem lebenswerten Leben, sondern ist auch die Pflicht eines Jeden gegenüber sich selbst. Das menschliche Leben ist von Hoffnung durchdrungen. Lars Svendsen schreibt: „Es ist schwer, sich einen Menschen vorzustellen, der nicht hofft, aber dennoch funktioniert. Man kann ohne Hoffnung durchaus am Leben sein, aber nicht wirklich leben.“ Hoffnung ist nichts, was plötzlich wie aus dem Nichts im Gefühlsleben eines Menschen auftaucht. Sie muss gelernt und weiterentwickelt werden. Lars Frederik Händler Svendsen ist Philosoph und Professor für Philosophie an der Universität Bergen. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet.
Hoffnung ist unumgänglich für ein normales Menschenleben
Hoffnung als solche ist weder rational noch als irrational zu beschreiben, und man kann sowohl gut als auch schlecht hoffen. Hoffnung ist dabei keineswegs das gleiche wie Optimismus, denn man kann pessimistisch und gleichzeitig hoffnungsvoll sein. Der konkrete Anlass, dass das Thema für Lars Svendsen Präsenz erlangte, war die russische Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022. Was ihn mehr als irgendetwas anderes dazu bewegt hat, dieses Buch über die Hoffnung zu schreiben, war die Reaktion der ukrainischen Bevölkerung auf den russischen Einmarsch.
Lars Svendsen betrachtet Hoffnung in der einen oder anderen Form als unumgänglich für ein normales Menschenleben. Inwieweit die Hoffnung für einen Menschen Fluch oder Segen ist, bleibt indessen offen. Das Wort „Hoffnung“ scheint für unterschiedliche Menschen ganz verschiedene Bedeutungen zu haben. Für einige bedeutet hoffen, passiv zu werden, für andere hingegen ist das Hoffen aktiv und an Handlung gebunden, um die Möglichkeiten zu verwirklichen, die man in einer nicht festgelegten Zukunft sieht.
Hoffnung gibt dem Leben eine Richtung und bringt einen voran
Hoffnung liefert zudem ein Erleben von Sinn. Sie kann zwischenzeitlich Sinn geben, selbst wenn sich letztendlich herausstellen sollte, dass sie nicht erfüllt wird. Lars Svendsen betont: „Hoffnung beinhaltet per Definition keine Garantie, dass die Dinge laufen wie gewünscht, jedoch gibt sie dem Leben eine Richtung und bringt einen voran.“ Hoffnung ist außerdem etwas anderes als Wunschträume, denn sie muss eine Wirklichkeit zum Objekt haben. Sie ist etwas, was wirklich werden kann.
Laut Lars Svendsen ist Hoffnung auch mehr als nur ein Trost. Kann man sich nicht vorstellen, etwas zu schaffen, dann wird man es auch nicht schaffen. Hoffnung ist also eine Voraussetzung für Handlung. Verliert man die Hoffnung, verliert man auch die Fähigkeit zu handeln. Hoffnung ist kein mentaler Zustand, der die Welt auf magische Weise verändert, sondern sie bringt Menschen dazu, so zu handeln, dass sie verwirklicht wird. Hoffnung gibt per Definition keine Garantien, aber ohne Hoffnung ist es, wie man weiß, hoffnungslos.
Philosophie der Hoffnung
Lars Svendsen
Verlag: S. Marix Verlag
Gebundene Ausgabe: 303 Seiten, Auflage: 2024
ISBN: 978-3-7374-1234-6, 24,00 Euro
Von Hans Klumbies