Aristoteles übernimmt für drei Jahre die Erziehung Alexanders

Neben Platon und Hermias zählt Hellmut Flashar den griechischen Denker Theophrast zu den Menschen, die das Leben des Aristoteles maßgeblich mitbestimmt haben. Theophrast ist etwa im Alter von 24 Jahren zu Aristoteles nach Assos gekommen. Theophrast war keiner, der über die Rätsel der Metaphysik grübelte, sondern ein genauer Beobachter der Natur, vor allem der Pflanzen und Mineralien. Aristoteles und Theophrast wurden Freunde, die durch die Gleichartigkeit ihrer Interessen und Ziele immer mehr gefestigt wurde. Im Jahr 345 verließ Aristoteles Assos und zog nach Mytilene aus Lesbos um, in die Heimat Theophrasts. Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Klassischer Philologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ und „Sophokles. Dichter im demokratischen Athen“.

Alexander lernt von Aristoteles die Schriften Homers kennen

Zusammen mit Theophrast erforschte Aristoteles die Tierwelt: sie beobachteten gemeinsam, legten Versuchsreihen an, deren Auswertung zu systematischen Ordnungen und Gliederungen führte. Zusammengefasst wurden die Forschungsergebnisse im großen Werk „Historia animalium“. Da Aristoteles seine Forschungen ausdehnen wollte, kehrte er in seine Heimat Stageira zurück, wohin im Theophrast nachreiste. Hier wurde die Forschungsgemeinschaft fortgesetzt.

Im Jahr 343 erreichte Aristoteles die Einladung König Philipps II., die Erziehung seines damals dreizehnjährigen Sohnes Alexander zu übernehmen. Laut Hellmut Flashar war Aristoteles dann allerdings nur phasenweise, aber insgesamt doch kontinuierlich für die Dauer von etwa drei Jahren an der Erziehung Alexanders maßgeblich beteiligt. Der Unterricht soll nach einer überlieferten Notiz von Plutarch unter anderem in einer Nymphengrotte stattgefunden haben. Aristoteles unterrichtete Alexander nicht nur in Philosophie, sondern gab ihm auch die Schriften Homers, als unerschütterliches Fundament, auf seinen weiteren Lebensweg mit.

Aristoteles hat Alexander die gesamte griechische Kultur beigebracht

Natürlich hat Aristoteles seinen Schüler Alexander, über Homer hinaus, mit der gesamten griechischen Kultur vertraut gemacht. Zugleich hat der Königshof aber Aristoteles offenbar viel Zeit für seine eigenen Interessen und Forschungen gewährt. Hellmut Flashar schreibt: „Schließlich fällt in diesen Zeitraum die Ermordung des Freundes Hermias und wohl auch die Hochzeit mit dessen Adoptivtochter Pythias. Das alles erfordert Aufwand, Reisen, Zeit über die eigentlichen Forschungsarbeiten hinaus und losgelöst von der Erziehungsarbeit Alexanders.“

Die Erziehung Alexanders fand ein natürliches Ende, als dieser im Alter von knapp siebzehn Jahren die Regentschaft antrat, zunächst während der Abwesenheit Philipps II. auf Feldzügen und dann in vollem Umfang, nachdem dieser im Jahr 336 ermordet worden war. Es gibt laut Hellmut Flashar allerlei Material über Briefe und Sendschreiben, die Aristoteles später an Alexander gerichtet haben soll. Allerdings sind unter dem Titel „Über das Königtum“ nur ganz wenige Fragmente überliefert, aus denen nicht hervorgeht, ob Aristoteles seinem ehemaligen Schüler Alexander politische Ratschläge erteilt hat oder nicht.

Von Hans Klumbies