Jeder sollte mit seinen Gefühlen klug umgehen

In seinem neuen Buch „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ stellt Heinz-Peter Röhr die These auf, dass der intelligente Umgang mit Gefühlen für das persönliche Lebensglück wichtiger ist als ein hoher Intelligenzquotient (IQ). Wer dagegen die Kontrolle über seine Emotionen und sein Verhalten verliert, belastet sich selbst und seine Beziehung. Gründe dafür können endloses Grübeln, unrealistische Ängste oder auch Wut und Ärger sein. Heinz-Peter Röhr erklärt, was Kontrollverlust ist, wie es dazu kommt und welche Strategien es dagegen gibt. Mit einfachen Übungen kann man die im Gehirn verankerten Fehlreaktionen erkennen und destruktive innere Muster auflösen. Denn die Kontrolle über das eigene Leben und über seine Gefühle zu haben gehört zu den Urbedürfnissen des Menschen. Nur so kann er sich sicher fühlen. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.

Selbst Kontrollverluste haben einen tieferen Sinn

Wer die Kontrolle über seine Gefühle oder Verhaltensweisen verliert, erlebt meist negative Begleiterscheinungen. Bestimmte Menschen sind davon häufiger betroffen als andere. Heinz-Peter Röhr erläutert: „Das Ziel des Buches ist es, den Umgang mit Kontrollverlusten zu erleichtern. Diese besser zu verstehen und wirksame Strategien aufzuzeigen, um sie zu vermeiden bzw. besser zu bewältigen.“ Mit Hilfe der emotionalen Intelligenz gelingt es, den eigenen Gefühlszustand zu erkennen und richtig damit umzugehen.

Auch die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu erkennen, wahrzunehmen, empathisch zu reagieren, ist wesentlich für die eigene Selbstbeherrschung. Und sie bildet die Grundlage für gesellschaftlichen Erfolg. Aber selbst Kontrollverluste haben für das menschliche Leben einen tieferen Sinn. Diesen gilt es für Heinz-Peter Röhr in den Fokus zu nehmen. Auch wenn sie mitunter dramatische und selbstzerstörerische Folgen haben, sind sie nicht überflüssig. So paradox es klingt: Ein Kontrollverlust hat die Aufgabe, das Leben in der Balance zu halten.

Konsum kann den Hunger nach Liebe nicht stillen

Der Kontrollverlust weist auf ein Defizit hin, das man als das eigentliche Problem bezeichnen sollte. Er ist also der Hinweis auf eine tiefer liegende Störung. Selbst wenn es gelingt, den Kontrollverlust zu beseitigen, bleibt eine innere Not. Diese sucht sich mit großer Wahrscheinlichkeit neue Ausdrucksformen, die zu neuem Leid führen. Heinz-Peter Röhr versucht einen liebevollen Blick auf Kontrollverluste zu lenken. Denn alles, was verteufelt wird, erlebt automatisch eine Verstärkung. Eine Veränderung erzwingen zu wollen, führt unweigerlich zu einer Verschlimmerung.

Heinz-Peter Röhr zieht in seiner Schlussbetrachtung folgendes Fazit: „Die Aufklärung darüber, wie das Selbstwertgefühl sich entwickelt, wie man es beeinflussen kann, sollte zum natürlichen selbstverständlichen Allgemeinwissen werden.“ Denn die Suggestionen der Konsum- und Leistungsgesellschaft, dass Leistung das Selbstwertgefühl verbessert, ist falsch. Leistung kann zwar Freude bereiten, ein schlechtes Selbstwertgefühl jedoch nicht heilen. Konsum macht nicht wirklich satt, denn er kann den Hunger nach Liebe nicht stillen. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn es jedem Einzelnen gelingen würde, sein Selbstwertgefühl positiv zu organisieren.

Vom klugen Umgang mit Gefühlen
Wie man Kontrollverlust überwindet
Heinz-Peter Röhr
Verlag: Patmos
Broschierte Ausgabe: 168 Seiten, Auflage: 2020
ISBN: 978-3-8436-1279-1, 18,00 Euro

Von Hans Klumbies

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