Soziale Klassenunterschiede formen unser ganzes Leben

Hallo Sauer zeigt in seinem neuen Buch „Klasse“, was Klassenunterschiede sind, wie sie funktionieren und warum sie so schwer loszuwerden sind. Daneben erklärt er, wie man die „Logik sozialer Signale“ entschlüsseln kann, von denen jeder Mensch umgeben ist. Dabei wird klar: Soziale Klassenunterschiede und Statushierarchien haben einen viel fundamentaleren Einfluss auf unser Denken, unser Handeln und unsere gesamte Gesellschaft, als wir glauben. Hanno Sauer betont: „Sie durchdringen unsere Kultur und unsere Werte und formen unser ganzes Leben. Wenn wir unsere Gesellschaft verbessern wollen, müssen wir verstehen, wie sie funktioniert.“ Klasse ist eine sozial konstruierte Knappheit. Durch diese Knappheit entsteht eine Rangfolge – ein Oben und Unten. Die Position einer Person auf dieser Rangfolge entscheidet darüber, wie viel Prestige, Macht und Ressourcen sie erhält. Hanno Sauer ist Professor für Philosophie an der Universität Utrecht.

Hanno Sauer geht von vier existierenden Klassen aus

Im Buch „Klasse“ gibt es sieben Kapitel, die das Phänomen von Klassenhierarchien aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Im ersten Kapitel liegt Hanno Sauer die theoretischen Fundamente für den Rest des Buches. Er erklärt die Logik sozialer Signale und führt die theoretischen Begriffe ein, die für das Verständnis von Statuswettbewerben zentral sind. Der darauffolgende Teil handelt davon, wie ästhetische Präferenzen, Lebensstile und kulturelle Gewohnheiten Klassenunterschiede hervorbringen und stabilisieren.

Im dritten Kapitel untersucht Hanno Sauer das moralische Kapital sozialer Eliten. In modernen Gesellschaften kommt es dabei zu einem demonstrativen Konsum moralischer Werte, der die normative Infrastruktur unserer Gesellschaft formt. Kapitel vier beleuchtet die ökonomische Seite sozialer Statushierarchien. Der Autor erklärt unter anderem, welche Rolle wirtschaftliche Faktoren für die Ausbildung sozialer Schichten spielen. Außerdem diskutiert er die Frage, wie viele Klassen es gibt. Die Antwort, die Hanno Sauer vorschlagen wird, lautet: vier.

Der Traum von Gerechtigkeit und Gemeinschaft wird niemals verschwinden

Im darauffolgenden Teil widmet sich der Autor der Frage, ob Statusungleichheiten ungerecht sind, und wenn ja, was man dagegen tun kann. Hanno Sauer schreibt: „Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass wir Ungleichheiten und Statusunterschiede nie ganz abschaffen können, sondern lernen müssen, mit ihnen zu leben.“ Das Kapitel sechs stellt die Frage, ob es eine klassenlose Gesellschaft geben kann und wie diese aussehen könnte. Im kurzen Schlusskapitel skizziert Hanno Sauer einige Vorschläge dafür, wie moderne Gesellschaften mit dem Problem der Statusungleichheiten umgehen sollten.

Klasse ist alles, alles ist Klasse. Aber man sollte nicht voreilig aufgeben, nicht resignieren und den Traum von einer besseren Welt einfach ungeträumt lassen. Denn erträumen kann man sich schließlich alles. Oder jedenfalls fast. Hanno Sauer zieht folgendes Fazit: „Der Traum von Gerechtigkeit und Gemeinschaft wird niemals verschwinden, und das soll er auch nicht. Es ist wichtig, dass er weitergeträumt wird, dass er immer wieder erwacht in allen neuen Kinderköpfen und dann mit jeder neuen Generation immer ein bisschen weniger an der Wirklichkeit zerschellt.“

Klasse
Die Entstehung von Oben und Unten
Hanno Sauer
Verlag: Piper
Gebundene Ausgabe: 358 Seiten, Auflage: 2025
ISBN: 978-3-492-07141-3, 26,00 Euro

Von Hans Klumbies