Hannah Ritchie stellt fest: „Wir glauben immer, dass unsere Welt früher einmal „nachhaltig“ war und durch unsere Umweltverschmutzung aus der Bahn geraten ist. Doch diese Schlussfolgerung ist falsch. Seit Tausenden von Jahren – vor allem aber seit der Agrarrevolution – leben die Menschen nicht ökologisch nachhaltig.“ Unsere Vorfahren rotteten durch Jagd Hunderte der größten Landtiere aus, verschmutzten die Luft, indem sie Holz, Erntereste sowie Holzkohle verbrannten, und rodeten große Wälder zu Energiegewinnung oder für Ackerland. Ja, es gab Zeiten oder Gemeinschaften, in denen ein harmonisches Zusammenleben mit anderen Arten und der Umwelt erreicht wurde. In einigen indigenen Gruppen wurde das so gelebt und auch die Aufrechterhaltung von Artenvielfalt und Ökosystemen gewährleistet. Dr. Hannah Ritchie ist Senior Researcher im Programm für globale Entwicklung an der Universität Oxford.
Heutzutage könnte die Menschheit wirklich Nachhaltigkeit erreichen
Respekt gegenüber der Erde ist ein zentraler Wert der indigenen Gemeinschaften. Wie es in einem Sprichwort der Native Americans heißt: „Nimm nur, was du brauchst, und hinterlasse das Land, wie du es vorgefunden hast.“ Hannah Ritchie weiß: „Aber nachhaltige Gemeinschaften waren aufgrund der hohen Kindersterblichkeit, die ein Wachstum verhinderte, immer klein. Eine Welt, in der die Hälfte aller Kinder stirbt, wird nicht den Ansprüchen der Gegenwart gerecht und kann somit auch nicht als nachhaltig bezeichnet werden.
Und genau vor dieser Herausforderung steht die Menschheit jetzt. Hannah Ritchie erklärt: „Wir müssen sicherstellen, dass alle Menschen auf der Welt ein gutes Leben leben können, und gleichzeitig unseren Einfluss auf die Umwelt so verringern, dass das auch für die künftigen Generationen gilt.“ Die Menschheit betritt hier Neuland, keine vorherige Generation hatte das Wissen, die Technologien, politische Systeme und internationale Beziehungen, um beides gleichzeitig tun zu können. Es besteht die Chance, als erste Generation wirklich Nachhaltigkeit zu erreichen.
Es gab nie eine bessere Zeit für die Menschheit als heute
Lange war Hannah Ritchie der Meinung, während der schlechtesten Zeit für die Menschheit zu leben. Mittlerweile glaubt sie, sie lebe in der besten. Es gab nie eine bessere. Hätte ihr das jemand vor acht Jahren gesagt, hätte sie ihn ausgelacht. Tatsächlich hätte sie fast das Video nicht zu Ende geschaut, in dem Hans Rosling genau das sagte. Hannah Ritchie dachte, auf welchem Planeten lebt der denn bitte? Aber es stimmt, denn es gibt sehr gewichtige Anhaltspunkte für das aktuelle Wohlergehen der Menschheit.
Dass weniger Kinder sterben, ist für Hannah Ritchie eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Die meisten Menschen glauben, dass der Tod einer natürlichen Ordnung folgt: Die Alten, nicht die Jungen sterben. Hannah Ritchie fügt hinzu: „Doch das ist eigentlich noch gar nicht lange so. Dass Kinder Aussichten darauf haben, ihre Eltern zu überleben, ist in keiner Weise „natürlich“, wir mussten hart dafür kämpfen.“ Denn während eines Großteils der Menschheitsgeschichte standen die Chancen, das Erwachsenenalter zu erreichen, etwa fifty-fifty. Quelle: „Hoffnung für Verzweifelte“ von Hannah Ritchie
Von Hans Klumbies