Die Machtwirtschaft dient nicht mehr den Menschen

Gerhard Schick stellt sich der Frage, was das denn für eine Wirtschaft sei, in der den Menschen reihenweise Produkte angeboten werden, die ihnen schaden. Er hat bei seinen Recherchen festgestellt, dass im Wettstreit großer Unternehmen die Leistung für den Kunden eine geringere Rolle spielt als die Finanzkraft und die Marktmacht. Gerhard Schick ergänzt: „Vor allem aber passt eine Wirtschaft, in der es nur um Macht und Geld geht, nicht zum Menschen.“ Denn sie zerstört die Lebensgrundlagen. Ein größerer staatlicher Einfluss gegenüber den Mächten des Marktes und des Finanzkapitalismus wären für Gerhard Schick das Gebot der Stunde. Der Autor fordert auch eine progressive Bewegung in ganz Europa, wobei sich die Rolle der Bürger ändern muss. Der grüne Politiker Gerhard Schick gilt als einer der versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

Auch in der Politik gibt es eine starke Verbindung zwischen Macht und Geld

Die Wirtschaft ist nicht mehr für die Menschen da. Die menschlichen Bedürfnisse spielen dabei nur noch eine völlig untergeordnete Rolle. Was nur noch zählt, sind Macht und Geld. Gerhard Schick nennt diese Wirtschaftsordnung, in die die Menschen eingebunden und der sie ausgesetzt sind, deshalb Machtwirtschaft. Gerhard Schick erklärt: „Unternehmen müssen sich nicht mehr an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten, sondern kontrollieren sie gar, bringen sie dazu, Produkte zu kaufen, die die gewünschten Eigenschaften gar nicht aufweisen.“

Die Marktwirtschaft hingegen ist auf die Wünsche der Kunden ausgerichtet. Gerhard Schick weist darauf hin, dass es genau dafür den Staat gäbe, um solche Machtstrukturen zu verhindern, als Interessenvertreter des Gemeinwohls, der sich einer Entwicklung zur Machtwirtschaft entgegenzustellen und dafür zu sorgen habe, dass der Wohlstand bei allen Bürgern ankommt und nicht nur bei zehn Prozent der Bevölkerung. Doch auch im politischen Raum gibt es eine starke Verbindung zwischen Macht und Geld.

Die Bürger müssen die Kontrolle über ihr Gemeinwesen wieder zurückerlangen

Gerhard Schick erläutert: „Weniger das Wohl der Bürgerinnen und Bürger eines Landes als vielmehr die Verbindung zu den finanzstarken Interessen ist häufig ausschlaggebend im politischen Prozess.“ Konzerne und der Staat bilden häufig eher in eine symbiotische Zweckgemeinschaft, als dass der Staat die großen Unternehmen kontrollieren würde. Oder der Staat wird von den Finanzmärkten vor sich hergetrieben, statt diesen Regeln zu geben. Deswegen setzen viele Menschen, trotz des eklatanten Versagens der ungezügelten Märkte, nicht einfach auf den Staat.

Die zentrale Auseinandersetzung der Gegenwart ist für Gerhard Schick nicht diejenige zwischen Staat und Markt, sondern in Wirklichkeit diejenige des Gemeinwohls gegen die Machtwirtschaft. Dies ist das eigentliche Thema seines neuen Buches „Marktwirtschaft – nein danke! Für eine Wirtschaft, die uns allen dient“. Gerhard Schick hat dieses Buch aus deswegen geschrieben, weil die Gesellschaft diesen Kampf nicht gewinnen kann, wenn sich die Bürger nicht stärker engagieren. Sie müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sie die Kontrolle über ihr Gemeinwesen wieder zurückerlangen.

Machtwirtschaft – nein danke!
Für eine Wirtschaft, die uns allen dient
Gerhard Schick
Verlag: Campus
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten, Auflage: 2014
ISBN: 978-3-593-39926-3, 19,99 Euro

Von Hans Klumbies

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