Zenon von Kition (333/332 – 262/261 v. Chr.) gründete die Stoa um 300 v. Chr. als philosophische Schule. Die Wurzeln der Lehre liegen aber bei dem wohl größten Philosophen des Abendlandes, dem Griechen Sokrates (469 – 399 v. Chr.). Mit seiner Formel „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ verkörperte der den Skeptizismus, der den Stoizismus nachhaltig beeinflusste. Gerhard Gleißner fügt hinzu: „Sein sokratischer Dialog – ein ständiges Hinterfragen von subjektiven Wahrheiten – stand im Zentrum seiner praktischen Anwendung. Er wurde von den Stoikern übernommen und lebt nach über 2000 Jahren noch heute in der kognitiven Psychologie fort.“ Platon (428/427 – 348/347 v. Chr. und Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) gründeten jeweils Schulen, um ihre Lehren an die Allgemeinheit weiterzugeben. Dr. med. Gerhard Gleißner ist seit 2014 als Amtsarzt und Gutachter im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig.
Nur die Seelenruhe führt zu einem glücklichen Leben
Platon eröffnete die Akademie und Aristoteles den Peripatos, auf welche die Stoiker folgten. In dieser Zeit des gesellschaftlichen und politische Umbruchs in Griechenland setzte der Zerfall des Weltreichs von Alexander dem Großen (356 – 323 v. Chr.) ein. Gerhard Gleißner stellt fest: „Die diesen Krisenzeiten suchte man nach Halt, nach dem Sinn im Leben und nach Antworten auf die Frage, wie denn ein gutes Leben aussehen sollte.“ Als wichtigster Faktor für ein glückliches Leben (altgriechisch eudaimonia) galt in der Antike die Seelenruhe (altgriechisch ataraxia).
Sie war gleichermaßen das Ziel des Skeptizismus und des Epikureismus. Die Philosophie des Skeptizismus hat sich die Maxime des Sokrates zur Grundlage gemacht. Der zufolge können die Menschen nichts Genaues wissen und sollten die wesentlichen Dinge des Lebens und der menschlichen Existenz stets hinterfragen. Letztlich entwickelte sich diese Denkweise zum Motor der wissenschaftlichen Denkweise und des daraus folgenden Fortschritts in der Moderne.
Der Epikureismus ist kein ungezügelter Hedonismus
Dabei stellt man die Dinge immer wieder infrage und sucht nach neuen Perspektiven und Lösungen. In ethischer Sicht führt dies zur stoischen „Epoche“ (altgriechisch epoché = zurückhalten). Gerhard Gleißner erklärt: „Nach ihr sollten wir versuchen, die Dinge und unsere Mitmenschen möglichst wenig zu bewerten. Wir können uns niemals sicher sein, im Urteil über die Umstände oder Mitmenschen immer richtig zu liegen.“ Der Epikureismus versucht, kurz zusammengefasst, alles zu vermeiden, was Schmerzen oder Unlust hervorbringt.
Gerhard Gleißner weiß: „Dies ist aus psychologischer Sicht jedoch nicht unproblematisch, da es zu Vermeidungsverhalten führen kann und damit auch dem Hauptziel der Epikureer, der Seelenruhe, zuwiderläuft.“ Entgegen vielen Missverständnissen verfolgt der Epikureismus aber keinen ungezügelten Hedonismus. Der Namensgeber und Gründer dieser mächtigen Philosophie war der Grieche Epikur (341 – 271/270 v. Chr.). Weitere Anregungen erhielt die Stoa vom Kynismus. Diese antike Philosophie war der Ansicht, man könne innere Unabhängigkeit durch Bedürfnislosigkeit und Verzicht gewinnen. Quelle: „Gesund leben mit dem Stoizismus“ von Gerhard Gleißner
Von Hans Klumbies