Die digitale Welt bietet Chancen und Risiken

In seinem neuen Buch „Klick“ beschreibt der Psychologe und Risikoforscher Gerd Gigerenzer anhand vieler konkreter Beispiele, wie Menschen die Chancen und Risiken der digitalen Welt für ihr Leben richtig einschätzen können. Dabei geht es auch um die Frage, wie man sich am besten vor den Verlockungen sozialer Medien schützen kann. In den letzten Jahren hat Gerd Gigerenzer bei vielen populärwissenschaftlichen Veranstaltungen über Künstliche Intelligenz (KI) gesprochen. Dabei war er immer wieder überrascht, wie verbreitet das bedingungslose Vertrauen in komplexe Algorithmen zu sein scheint. Wenn man Menschen durch Software ersetze, könne man die Welt besser und angenehmer machen, versicherten die Tech-Vertreter den Zuhörern. Gerd Gigerenzer ist ein weltweit renommierter Psychologe. Das Gottlieb Duttweiler Institut hat Gigerenzer als einen der hundert einflussreichsten Denker der Welt bezeichnet.

Menschen sind die Hauptquelle von Ungewissheit

Wenn die Umgebung stabil ist, kann KI den Menschen übertreffen. Doch wenn es zu Überraschungen kommt, kann sie User im Hinblick auf die Zukunft in die Irre führen. Tatsächlich sind viele Probleme, denen Menschen sich gegenübersehen, Situationen, in denen Ungewissheit herrscht. Gerd Gigerenzer weiß: „Hier können noch mehr Rechenleistung und noch größere Datenmengen nur begrenzt helfen. Menschen sind die Hauptquelle von Ungewissheit.“

Wie können Menschen in einer smarten Welt smart bleiben, ist eines der zentralen Themen des Buchs „Klick“. Gerd Gigerenzer erklärt: „Smart bleiben heißt, die Möglichkeiten und Risiken von digitalen Technologien zu verstehen und entschlossen zu sein, in einer von Algorithmen bevölkerten Welt die Kontrolle zu behalten.“ Niemand sollte die Hände in den Schoß legen, während eine Software seine persönlichen Entscheidungen trifft. Auf gar keinen Fall. Smart bleiben heißt nicht, der Technologie blind zu vertrauen, aber auch nicht, ihr ängstlich zu misstrauen.

Die KI kann nicht alle Aspekte des Lebens verbessern

Im 10. Kapitel seines Buchs „Klick“ beschäftigt sich Gerd Gigerenzer mit der Frage, wie sich die digitale Selbstdisziplin fördern lässt. Die Kontrolle zu behalten – oder sie zurückzugewinnen – ist nicht immer leicht. Sie zu beherrschen ist nicht nur mühsam, es wird auch absichtlich erschwert. Selbstdisziplin heißt nicht, dass man ganz auf Spiele und andere Formen der Zerstreuung verzichtet. Es heißt nur, dass man in der Lage ist aufzuhören, wenn einem klar ist, dass die Tätigkeit die eigene Gesundheit oder die anderer gefährdet.

Menschen sollten in der Lage sei, soziale Medien genießen zu können. Zudem sollten sie die Fähigkeit besitzen, die KI für Aufgaben zu nutzen, die sie schneller und besser als Menschen erledigt. Man sollte sich dabei aber nicht zu dem Irrglauben verführen lassen, sie könne das eigene Verhalten restlos vorhersagen und alle Aspekte des Lebens verbessern. Gerd Gigerenzer fordert: „Wir müssen das Internet neu denken. Die auf Überwachung beruhenden Geschäftsmodelle beseitigen. Privatsphäre und Würde wieder zu ihrem Recht verhelfen. Der digitalen Technologie bewundernd auf Augenhöhe begegnen, statt mit unbegründeter Euphorie oder Argwohn.“

Klick
Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten und die richtigen Entscheidungen treffen
Gerd Gigerenzer
Verlag: C. Bertelsmann
Gebundene Ausgabe: 415 Seiten, Auflage: 2021
ISBN: 978-3-570-10445-3, 24,00 Euro

Von Hans Klumbies