Das menschliche Gehirn ist ein Wunder

Albert Einstein sagt: „Der intuitive Verstand ist eine heilige Gabe und der rationale Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“ Das menschliche Gehirn mit seinen fast 100 Milliarden Neuronen und 100 Billionen Verbindungen ist ein Wunder, fein abgestimmt im Laufe von Hunderten Millionen von Jahren Evolution. Gerd Gigerenzer stellt fest: „Solche Zahlen kann unser bewusster Verstand kaum fassen. Im Vergleich zur zeitgenössischen Computertechnologie sind menschliche Gehirne auch äußerst energieeffizient.“ Die wichtigste Energiequelle des Gehirns ist Glukose. Das Gehirn beansprucht wendig Raum: Es hat die Größe zweier Fäuste und lässt sich leicht umhertragen. Gerd Gigerenzer ist ein weltweit renommierter Psychologe. Das Gottlieb Duttweiler Institut hat Gigerenzer als einen der hundert einflussreichsten Denker der Welt bezeichnet.

Die wenigsten Menschen verfügen über einen „gesunden Menschenverstand“

Im Gegensatz zu einem Supercomputer ist das Gehirn selbstorganisiert und in der Lage, sich allein zu programmieren. Die menschliche Intelligenz entwickelte im Zuge der Evolution die Fähigkeit mit Ungewissheit umzugehen. Aus den geistigen Fähigkeiten, die Menschen evolutionär erworben haben, um in einer ungewissen Welt erfolgreich zu bestehen, stechen vier besonders hervor. Erstens das kausale Denken, das heißt die Struktur von Ursache und Wirkung in der Welt zu erkennen.

Zweitens die intuitive Psychologie, zum Bespiel die Absichten und Überzeugungen anderer Menschen zu verstehen. Drittens die intuitive Physik, beispielsweise die Eigenschaften von Zeit und Raum zu verstehen. Viertens das intuitive Sozialverhalten, wie zum Beispiel Kooperation, Konkurrenz, soziale Normen und Ethik. Die Summe dieser Fähigkeiten bezeichnet Gerd Gigerenzer als „gesunden Menschenverstand“ (Common Sense). Gesunder Menschenverstand ist gemeinsames, durch das biologische Gehirn ermöglichtes Wissen über Menschen und die physische Welt und bedarf nur begrenzter Erfahrung.

Hartnäckig fragen Kinder „Warum?“

Gerd Gigerenzer erklärt: „Der gesunde Menschenverstand erwächst aus einer Mischung von genetischen Veranlagungen und individuellem sowie sozialem Lernen – etwa dem Wissen, dass die Welt dreidimensional ist oder dass man die Gefühle anderer nicht verletzen darf.“ Es kann auf Intuition oder einem bewussten Urteil beruhen. Beispielsweise sind die meisten Menschen in der Lage, zwischen einem echten und einem lediglich höflichen Lächeln zu unterscheiden. Sie können aber nicht erklären, wie ihnen das gelingt.

Das bezeichnet man als Intuition oder Bauchgefühl. Kausales Denken, die Fähigkeit, in den Begriffen von Ursache und Wirkung zu denken, entwickelt sich schon früh. Hartnäckig fragen Kinder „Warum?“. Gerd Gigerenzer nennt Beispiele: „Sie möchten wissen, warum der Himmel blau ist, warum manche Menschen reich sind und warum sie ihr Gemüse aufessen müssen.“ Manche Kinder stellen mehr „Warum“-Fragen, als ihre Eltern beantworten können. Dadurch stellen Kinder kausale „Modelle“ der Welt her. Quelle: „Klick“ von Gerd Gigerenzer

Von Hans Klumbies

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