Der praktische Nutzen spielt beim Besitz kaum noch eine Rolle

Bei immer mehr Gegenständen, die ein Mensch besitzt, spielt der praktische Nutzen kaum noch eine Rolle. Allein die Pflege dieser Gegenstände kostet eine Menge Zeit und Geld. Darin unterscheiden sie sich von den Faustkeilen der Steinzeit, die ihren Nutzern treu dienten. Fumio Sasaki stellt fest: „Unser Besitz hat sich gegen uns erhoben, er beherrscht uns und wir merken es nicht einmal.“ Warum besitzt man so viel Zeug, das man nicht braucht? Welchem Zweck dient es? Für Fumio Sasaki liegt die Antwort auf der Hand: „Wir versuchen verzweifelt, unsere Umgebung zu beeindrucken. Über Dinge versuchen wir, anderen Menschen zu zeigen, wie wertvoll sie sind.“ Wenn man das Ganze von Anfang an betrachtet, wird man feststellen, dass die Evolution den Menschen zu einem sozialen Wesen geformt hat. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Die Selbstbestätigung gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen

Die meisten Menschen sehnen sich nach Gesellschaft. Als soziale Wesen brauchen sie das Gefühl, ihrer Umwelt nützlich zu sein. Fumio Sasaki ergänzt: „Ohne Bestätigung, ohne Anerkennung durch andere, ohne das Gefühl, unsere Existenz sei zu etwas gut, können wir nicht leben.“ Wer sein Leben für nutzlos hält, neigt zu Depressionen oder gar Suizid. Es heißt, in Japan litten eine Million Menschen an Depressionen, pro Jahr begehen mehr als 25.000 Menschen Selbstmord. Aus dieser schrecklichen Zahl liest Fumio Sasaki heraus, wie groß das Bedürfnis des Menschen nach Selbstbestätigung ist.

Seiner Ansicht nach folgt es unmittelbar auf körperliche Grundbedürfnisse wie denen nach Nahrung und Schlaf. Das Bedürfnis nach Selbstbestätigung bestimmt das menschliche Verhalten: Wer an seinem Selbstwert zweifelt, kann in der heutigen Welt nicht überleben. Jeder braucht ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl und Eigenliebe, um überleben zu können. Wer völlig isoliert ist und nie Kontakt zu anderen aufnimmt, hat keinerlei Chance, sein Selbstwertgefühl zu stärken. Noch der einsamste Wolf sehnt sich in gewissem Maße danach, dass ein anderer – irgendjemand – ihn wahrnimmt.

Jeder Mensch braucht eine gesunde Dosis Eigenliebe

Fumio Sasaki schreibt: „Auch wenn Sie das für übertrieben halten mögen: Ich glaube, unsere Gier nach Selbstbestätigung treibt fast jede unserer Handlungen an.“ Die meisten Menschen mögen es, wenn jemandem „gefällt“, was sie in sozialen Medien posten. Sie sind glücklich, wenn jemand ihnen „folgt“ – jemand erkennt ihren Wert. Man schwebt auf Wolke sieben, wenn man liebt und wiedergeliebt wird. Es fühlt sich fantastisch an, wenn der geliebte Mensch – der Mensch, der einem am teuersten ist – die eigene Persönlichkeit anerkennt.

Und man ist entsetzt, wenn sich das geliebte Wesen in einen anderen Menschen verliebt. Man möchte seinem untreuen Partner zurufen: „Du bist ein schrecklicher Mensch! Wie kannst du nur jemand anderen besser finden als mich? Ich hoffe, das war es wert!“ Als soziales Wesen braucht jeder Mensch das Gefühl, nützlich zu sein. Ohne eine gesunde Dosis Eigenliebe sind die meisten Menschen wie gelähmt. Es schadet also gar nichts, sich für wertvoll zu halten – es ist ganz im Gegenteil unerlässlich. Quelle: „Das kann doch weg!“ von Fumio Sasaki

Von Hans Klumbies

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