Friedrich Schiller hatte nur wenig Geld

Obwohl Charlotte aus einer Adelsfamilie stammte und Friedrich Schiller ein berühmter Dramatiker war, hatten sie nur wenig Geld. Andrea Wulf kennt die Fakten: „Die Universität zahlte dem vierunddreißigjährigen Autor magere 200 Taler im Jahr – das entsprach ungefähr dem Jahreseinkommen eines gelernten Handwerkers, etwa eines Zimmermanns oder Tischler – und seine schriftstellerische Tätigkeit war auch nicht sonderlich lukrativ.“ Zusammen beliefen sich sein Gehalt, die Verlagshonorare, die Gebühren seiner Studenten und ein kleiner Zuschuss der Familie seiner Frau auf gerade einmal 800 Taler – genug, um die Familie zu ernähren und zu versorgen, aber für eine elegante Wohnung, gute Möbel oder Kleindung war kein Geld übrig, ganz zu schweigen von anderem Luxus. Als Autorin wurde Andrea Wulf mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, vor allem für ihren Weltbestseller „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ 2016, der in 27 Sprachen übersetzt wurde.

Johann Wolfgang von Goethe war der bestbezahlte Dichter des Landes

Johann Wolfgang von Goethe hingegen hatte schon als sechzehnjähriger Student von seinem Vater ein Stipendium von 1.000 Talern erhalten. Andrea Wulf weiß: „Inzwischen bezog er dank seiner zahlreichen Ämter am Weimarer Hof ein beachtliches Gehalt und war der bestbezahlte Dichter des Landes.“ Wenn ich nur Goethes Geld oder eine reiche Frau hätte, schrieb Friedrich Schiller 1789 an einen Freund, könnte er so viele Dramen, Tragödien und Gedichte schreiben, wie er wollte und „die Akademie in Jena möchte mich dann im Asch lecken“.

Friedrich Schiller litt bis zu seinem Tod unter diversen Krankheiten: Fieber, Infektionen, Krämpfe, Husten, Kopfschmerzen und Atemprobleme. Andrea Wulf ergänzt: „Aus Angst vor Erkältungen oder anderen Infektionen hielt er sich in den Wintermonaten oft wochenlang im Haus auf. Jedes Jahr sankt seine Laune während des schrecklichen deutschen Winters, wenn die langen kalten Nächte tagsüber einem schweren stahlgrauen Himmel wichen.“ Der Winter, sagte er, war „ein so düstrer Gast.“ In den letzten Jahren verließ ihn zunehmend der Mut.

Friedrich Schiller schrieb oft nachts

Groß und dünn war Friedrich Schiller – fast hager – mit rötlichen langen Haaren und blasser, fleckiger Haut. Besonders auffällig waren seine große Nase und die hervorstehenden Wangenknochen. Andrea Wulf fügt hinzu: „Er sah so krank aus, wie er sich fühlte. Schiller hatten einen unregelmäßigen Arbeitsrhythmus, schrieb oft nachts, gestärkt durch reichlich Kaffee, und schlief tagsüber.“ Mitten in der Nacht brannte in seinem Arbeitszimmer ein einsames Licht und die Nachbarn konnten den Dichter auf und ab gehen sehen.

Seit seiner Übersiedlung nach Jena beschäftigte sich Friedrich Schiller vor allem mit Geschichte und Philosophie und nicht mehr mit Theaterstücken und Gedichten. Andrea Wulf stellt fest: „Fast sechs Jahre hatte er nichts Lyrisches mehr geschrieben. Er dachte zwar über ein neues Stück nach, „Wallenstein“ – das während des Dreißigjährigen Krieges spielt, der Europa von 1618 bis 1648 erschüttert hatte –, aber er hatte Angst, die ersten Worte zu schreiben.“ Quelle: „Fabelhafte Rebellen“ von Andrea Wulf

Von Hans Klumbies