Francis Bacon erklärt die Eigenschaften eines guten Gesprächs

Es gibt laut Francis Bacon Menschen, die im Gespräch lieber ein Lob für ihre Klugheit einheimsen wollen, weil sie die Fähigkeit besitzen, allen Argumenten standzuhalten, als ein Lob für ihr Urteilsvermögen, weil sie Falsch von Richtig unterscheiden können, als ob es ein Vorzug wäre, immer eine passende Antwort zu haben anstatt eines klugen Gedankens. Francis Bacon fügt hinzu: „Manche kennen einige Allgemeinplätze und Themen, in denen sie gut sind, aber es mangelt ihnen an Abwechslung. Diese Art der geistigen Armut ist die lästigste und, sobald sie auffällt, auch die lächerlichste.“ Dagegen ist für Francis Bacon die ehrenhafteste Art ein Gespräch zu führen, ein Thema aufzubringen, es mit anderen zu besprechen und zu etwas Neuem überzuleiten, so wie man in einem Tanz führt.

Ein anregendes Gespräch lebt von der Abwechslung

Francis Bacon ist fest davon überzeugt, dass es für ein Gespräch nur dann gut ist, wenn die Gesprächsteilnehmer für Abwechslung sorgen. Er schreibt: „Alltäglichem sollten tiefschürfende Debatten folgen, erfundene Geschichten sollten mit rationalen Erörterungen abwechseln, Fragen mit Meinungsäußerungen, Scherz mit Ernst, denn es ist geistlos, zu ermüden und, wir es heute nennen, ein Thema totzureiten.“ Bei Scherz sollten allerdings Dinge ausgeklammert werden, vor allem solche die Mitleid erregen könnten.

Im Allgemeinen sollten Menschen, die sich in einem Gespräch befinden, den Unterschied zwischen gepfeffert und verbittert erkennen. Francis Bacon nennt den Grund: „Derjenige, der eine Neigung zum Spott besitzt, sodass sich die anderen vor seinen scharfzüngigen Bemerkungen fürchten, hat allen Grund, ihr Gedächtnis zu fürchten.“ Wer dagegen den Anderen viele Fragen stellt, wird viele Neuigkeiten erfahren und bei den Gesprächspartnern Zufriedenheit hervorrufen.

Über sich selbst sollte man nur selten und wohlüberlegt sprechen

Dies trifft besonders dann zu, wenn der Fragende seine Fragen auf die Fähigkeiten des Befragten ausrichtet, denn dann gibt er ihm die Gelegenheit, mit seinen Antworten zu glänzen und er selbst kann andauerndes Wissen ansammeln. Francis Bacon ergänzt: „Aber seine Fragen dürfen nicht verwirren, denn so verhalten sich nur Angeber. Und er sollte die Anderen zu Worte kommen lassen.“ Man sollte sich beim Gespräch davor hüten, es ganz allein beherrschen zu wollen und die Zeit der Anderen ganz für sich selbst zu beanspruchen.

Über sich selbst sollte man laut Francis Bacon nur selten und wohlüberlegt reden. Seiner Meinung nach gibt es nur einen einzigen Fall, in dem man sich selbst mit gutem Gewissen loben darf, nämlich dann, wenn man die Tugend, die man für sich selbst beansprucht, bei einem anderen lobt. Francis Bacon ergänzt: „Über andere sollte man nur selten schlecht reden, denn ein Gespräch ist wie ein Feld, das niemanden gehört.“ Zudem ist zurückhaltende Rede besser als Beredsamkeit, so wie es besser ist, angenehm mit dem Gesprächspartner zu plaudern, anstatt sich gewählter Worte zu bedienen oder größten Wert auf Folgerichtigkeit zu legen.“

Kurzbiographie: Francis Bacon 

Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der von 1561 bis 1626 lebte, trug mit seinen Schriften wesentlich zur Begründung des Empirismus bei. Unter seinen zahlreichen juristischen, literarischen und philosophischen Abhandlungen kommt vor allem den in lateinischer Sprache abgefassten „Novum organon scientiarum“ eine zentrale Bedeutung zu. Die Schrift gilt als eine Art Gründungsdokument der neuzeitlichen Methodenforschung. Nachdem Francis Bacon als Staatsmann unter James I. eine glänzende politische Karriere gemacht hatte, wurde er der Bestechlichkeit angeklagt und vom Parlament verbannt. Nach seiner Begnadigung widmete sich Francis Bacon bis zu seinem Tod nur noch der Schriftstellerei.

Von Hans Klumbies