Fossile Energien sorgen für hohe Ernteerträge

Die vorindustrielle Landwirtschaft, die mit menschlicher und tierischer Arbeit und mit einfachen Werkzeugen aus Holz und Eisen auskam, hatte die Sonne als ihre einzige Energiequelle. Vaclav Smil weiß: „Auch heute, wie zu allen Zeiten, wäre ohne die von der Sonne gespeiste Photosynthese keine Getreideernte möglich, aber die hohen Erträge, die heute unter minimalem Arbeitseinsatz und daher zu beispiellos niedrigen Kosten erzeugen werden, wären ohne direkte und indirekte Injizierung fossiler Energien schlicht nicht denkbar.“ Manche dieser anthropogenen Energiezufuhren sind elektrischer Natur, wobei der Strom durch Verbrennung von Kohle oder Erdgas erzeugt wird oder aus erneuerbaren Energien stammen kann. Der Löwenanteil entfällt jedoch auf flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe, die in Form von Treibstoffen und Rohstoffen einfließen. Vaclav Smil ist Professor Emeritus für Umweltwissenschaften an der University of Manitoba. Er hat unter anderem das Grundlagenwerk „Energy and Civilization“ geschrieben.

Die Herstellung von Agrochemikalien benötigt extrem viel Energie

Maschinen verbrauchen fossile Energien einerseits direkt, als Diesel oder Benzin für agrarische Zwecke. Vaclav Smil nennt Beispiele: „Etwa für den Betrieb von Wasserpumpen in Bewässerungssystemen, für die Verbreitung und Trocknung von Erntegut, für den inländischen Transport von Erntegut per Lkw, Zug oder Lastkahn oder für den Transport nach Übersee im Bauch riesiger Lastschiffe.“ Das indirekte Einfließen von Energie in die Produktion dieser Maschinen ist sehr viel komplexer.

Fossile Brennstoffe und elektrischer Strom spielen nicht nur eine wichtige Rolle bei der Produktion von Stahl, Gummi, Kunststoffen, Glas und Elektronik, sondern auch beim Zusammenbau dieser Materialien zu Traktoren, Mähdreschern, Lastwägen, Trocknungsanlagen und Silos. Vaclav Smil stellt fest: „Doch die Energie, die für die Herstellung und den Antrieb landwirtschaftlicher Maschinen benötigt wird, ist fast eine vernachlässigbare Größe im Vergleich zu den für die Herstellung von Agrochemikalien aufgewendeten Energie.“

Düngemittel liefern die unerlässlichen Makronährstoffe

Vaclav Smil erläutert: „Der moderne Feldbau ist auf Fungizide und Insektizide angewiesen, um Ernteeinbußen zu minimieren, und auf Herbizide, um „Unkräutern“ vorzubeugen, die ansonsten dem Getreide Nährstoffe und Wasser streitig machen würden. Vaclav Smil erklärt: „Die Produktion aller dieser Wirkstoffe ist sehr energieintensiv, auch wenn sie in relativ kleinen Mengen ausgebracht werden – deutlich weniger als 1kg/Hektar.“ Umgekehrt liegt die Sache bei Düngemitteln, welche die drei unerlässlichen Makronährstoffe liefern – Stickstoff, Phosphor, und Kalium.

Sie verbrauchen in der Herstellung nicht so viel Energie, müssen aber in großen Mengen ausgebracht werden, um hohe Ernteerträge zu bewirken. Vaclav Smil erläutert: „Das in der Erzeugung billigste der drei ist Kalium; man muss dafür nur Pottasche (KCl) oberirdisch oder bergmännisch abbauen. Die Herstellung von Phosphatdüngern beginnt mit der Förderung von Phosphaten, die anschließend so weiterverarbeitet werden, dass synthetische Superphosphat-Komponenten entstehen.“ Quelle: „Wie die Welt wirklich funktioniert“ von Vaclav Smil

Von Hans Klumbies

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