Die Deutschen leben in einer zunehmend populistischen Gesellschaft

In seinem neuen Buch „Die Stunde der Populisten“ will der Politologe Florian Hartleb Aufklärungsarbeit leisten und aufzeigen, wie man die Demagogen aufhalten kann. Er definiert Populismus wie folgt: „Populismus heißt erst mal vom Wortlaut her die ständige Beschäftigung mit dem Volk. Populismus heißt im Guten, dass man das Ohr an der Stimme des Stammtisches hat, die Belange des kleinen Mannes berücksichtigt und Politik so runterbricht, dass sie jedermann versteht.“ Im Negativen ist seiner Meinung nach der Begriff stark verbunden mit „nach dem Mund reden“ und mit Blick auf Agitation gegen „die da draußen“ sowie gegen die Eliten, indem der Populist behauptet, die politische Klasse sei korrupt. Der Passauer Politologe und Buchautor Florian Hartleb forscht seit dem Jahr 2000 zu Populismus und Radikalismus.

Die Medien warnen vor einem Zeitalter der Unsicherheit

Florian Hartleb erklärt: „Ein Populist im negativen Sinn ist jemand, der stark mit Feindbildern und Ausgrenzungen arbeitet und demagogisch Stimmungen aufheizt.“ Der Populismus kippt ins Unkorrekte, in einer Demokratie nicht mehr hinnehmbare, wenn es gegen Ausländer geht, gegen Flüchtlinge, Immigranten. Wenn dabei sehr stark Vorurteile und Pauschalurteile ausgesprochen werden und wenn beispielsweise die einheimische Bevölkerung gegen die Fremden nach dem Motto ausgespielt wird: „Die Flüchtlingskrise bedroht den Wohlstand unserer Bürger.“

Laut Florian Hartleb leben die Deutschen in einer zunehmend populistischen Gesellschaft, weil sie immer mehr in einer Zeit der medialen Parallelöffentlichkeit und ohne Werte leben. Die Medien warnen inzwischen sogar vor einem Zeitalter der Unsicherheit. Das Abendland ist zwar noch nicht vom Untergang bedroht, aber die Stimmung ist heutzutage eine sehr düstere. Florian Hartleb prägt den Begriff der Trumpetisierung in der Politik. Donald Trump ist jetzt der wichtigste Politiker der Welt, der allerdings auf dem Niveau eines Grundschülers argumentiert.

Nicht alle Wähler der AfD sind dumm oder Faschisten

Auf die Frage, ob Demagogen Konjunktur haben, antwortet Florian Hartleb: „Ja, ganz eindeutig. Die repräsentative Demokratie und die EU müssen sich besser erklären.“ Vieles ist seiner Meinung nach nicht mehr selbstverständlich, was für unabänderlich gehalten wurde. Florian Hartleb sieht das an der Unbeliebtheit der EU, am Niedergang der Volksparteien oder an Wahlergebnissen für die neuen Parteien, die durch die Politik der Ausgrenzung sehr große Erfolge erzielt haben. Die AfD war unter ihrem Mitbegründer Bernd Lucke laut Florian Hartleb eine fast bessere liberale Partei.

Die AfD hat sich inzwischen aber zunehmend radikalisiert und es gibt innerhalb der Partei sogar Strömungen, die in Richtung Extremismus agieren. Auf die Frage, welche Fehler die etablierten Parteien gegenüber der AfD gemacht haben, antwortet Florian Hartleb: „Ein Fehler war es, zu sagen, dass der Wähler dumm sei oder bei der AfD alle Faschisten seien. Das stärkt die AfD und macht die Wähler wütend. Der Erfolg der Populisten geht ja nicht nur auf die Verlierer zurück, es sind auch Menschen aus den Mittelschichten, aus dem Unternehmertum.“ Quelle: Passauer Neue Presse

Von Hans Klumbies