Liebe und Sexualität sind ausschlaggebend für das Glück

Liebe und Sexualität sind die bei weitem wichtigsten emotionalen Faktoren für das unmittelbare genetische Fortbestehen der Menschheit. So überrascht es Eyal Winter nicht, dass nahezu 80 Prozent der Studienteilnehmer, die Daniel Kahneman und seine Kollegen im Rahmen einer Studie über Glück untersuchten, angegeben haben, Sexualität und Liebe seien ich ihrem Leben am ausschlaggebendsten für ihr Glück. Die Institution der Ehe, die beinahe in jeder Kultur anzutreffen ist, verdeutlicht ganz stark die Haltung gegenüber Liebe und Sexualität, die für den Menschen charakteristisch ist. Denn das Aufziehen eines Kindes ist ein sehr langer und komplexer Prozess, der die Beteiligung von mehr als nur einem Elternteil erfordert. Eyal Winter ist Professor für Ökonomie und Leiter des Zentrums für Rationalität an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

Die Liebe ist eine glaubhafte Verpflichtung zu uneigennützigem Verhalten

Die Zeit, die erforderlich ist, damit ein Kind nicht mehr von der elterlichen Fürsorge abhängt, nimmt etwa 20 Prozent der Lebenserwartung des heutigen Menschen ein. Es gibt praktisch keine anderen Lebewesen, die gemessen an ihrer Lebenserwartung eine so lange Jungend durchlaufen. Aus evolutionärer Sicht hat es keinen Sinn, Nachkommen zu haben, wenn sich diese nicht wiederum selbst fortpflanzen. Nur wenn ein Kind das Erwachsenenalter erreicht hat, kann es zum genetischen Fortbestand der Eltern beitragen.

Je länger die Kindheit dauert und je mehr investiert werden muss, um ein Kind großzuziehen, desto wichtiger ist es, dass auch der Vater sich beteiligt, der schließlich ebenfalls genetisch davon profitiert, Kinder zu haben, die das Erwachsenenalter erreichen. Dabei erzeugt die Liebe eine glaubhafte Verpflichtung zu uneigennützigem Verhalten gegenüber Partners – eine Verpflichtung, die eine Vorbedingung für elterliche Kooperation in der Kindesfürsorge darstellt. Aus Sicht des Mannes erhöht die der Liebe entspringende Paarbindung die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind, das er großzuziehen hilft, tatsächlich sein eigenes Kind ist.

Männer und Frauen verhalten sich emotional und sexuell unterschiedlich

Eyal Winter erläutert: „Enge und beständige Bindungen sowie Sozialstrukturen, die auf monogamen Beziehungen aufbauen, erwachsen der enormen Energie, die menschliche Eltern aufbringen müssen, damit ihre Nachkommen erfolgreich überleben.“ Menschliche Eltern versorgen im Allgmeinen mehrere Kinder, die nicht gleichzeitig geboren wurden. Dieses Phänomen ist, neben der Paarbildung, für die geläufige Familienstruktur beim Menschen verantwortlich. Ohne diese Bindung würden zum Beispiel Männer nie wissen, ob die mühsam beschaffte Nahrung tatsächlich ihren eigenen Kindern zugutekommt.

Beim Menschen dauert die Kindheit ausgesprochen lang, weil die Nachkommen zusätzlich zu den körperlichen und kognitiven Entwicklung, die alle Lebewesen zunächst durchlaufen, komplexe soziale Fähigkeiten erwerben müssen. Aufgrund geschlechtsspezifischer physiologischer Unterschiede hinsichtlich der Fortpflanzung haben sich bei Männern und Frauen unterschiedliche emotionale und sexuelle Verhaltensweisen herausgebildet. Die evolutionären Kräfte, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern herausbildeten, gingen der feministischen Revolution und dem modernen Denken weit voraus. Quelle: „Kluge Gefühle“ von Eyal Winter

Von Hans Klumbies