Das Zeitalter der politischen Unsicherheit hat begonnen

Für den Ökonomen Nicholas Bloom werden Politik und Wirtschaft mit der Amtseinführung von Donald Trump als amerikanischen Präsidenten unberechenbar: „Die Werte, mit denen wir politische Unsicherheit messen, waren noch nie so hoch wie heute.“ Das liegt seiner Meinung allerdings nicht allein an der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten. Auch die Entscheidung der Briten, die Europäische Union (EU) zu verlassen, spielt dabei eine Rolle. Diese beiden Phänomene sind Ausdruck eines grundlegenden Problems: Der Aufstieg populistischer Parteien wie der Fünf-Sterne-Bewegung in Italien und des Front National in Frankreich erschüttert die politischen Gewissheiten der vergangenen Jahrzehnte. Das bleibt laut Nicholas Bloom nicht ohne Folgen für die Wirtschaft. Auf die Frage, wann die Unsicherheit steigt, antwortet Nicholas Bloom: „Vereinfacht gesagt gilt folgende Gleichung: Sinkendes Wirtschaftswachstum und steigende Ungleichheit führen zu mehr Unsicherheit.“ Nicholas Bloom lehrt Ökonomie an der Stanford University.

Politik ist schwer berechenbar geworden

Die USA und zu einem gewissen Grad auch Länder in Europa erleben seit Jahrzehnten, dass die Ungleichheit in der Bevölkerung wächst: Eine kleine Gruppe von Menschen besitzt die Mehrheit des Reichtums. Das machen sich Populisten zunutze, deren Politik sich kaum vorhersehen lässt. Die Folgen sind gravierend. Nicholas Bloom erläutert: „Unternehmen scheue das Risiko, in unsicheren Zeiten schieben sie Investmententscheidungen auf die lange Bank, die Börse reagiert schreckhaft, und die Arbeitslosigkeit droht zu steigen.“

Wahlen an sich müssen nicht zu mehr Unsicherheit für Unternehmen führen – im Gegenteil: Stabile Demokratien bieten ein verlässliches Umfeld. Zudem veränderten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch Wahlen in den vergangen Jahrzehnten kaum. Die Frage politischer Stabilität spielte bestenfalls bei der Bewertung von Entwicklungsländern eine Rolle oder im Falle Russlands. Heute betrifft sie auch die Demokratien des Westens. Politik ist schwer berechenbar geworden, das macht es für Einzelne, aber auch für Unternehmen so schwierig.

Handelsbarrieren und höhere Zölle schaffen keine neuen Jobs

Dennoch reagieren die Märkte positiv auf die Wahl Donald Trumps. Nicholas Bloom erklärt dieses Umstand wie folgt: „Trump kann, wie jede Regierung mit geliehenem Geld, einen kurzen Boom anfachen, genau das hat er angekündigt. Er scheint Wirtschaftspolitik machen zu wollen, wie sie bei den Republikanern üblich ist, er will Geld in die Hand nehmen, um Straßen zu bauen und die Steuern zu senken. Das gefällt den Märkten. Doch am Ende muss immer jemand für diese Ausgaben bezahlen.“

Unter Trumps Wählern sind viele Verlierer der vergangenen Jahrzehnte. Trump wird sich laut Nicholas Bloom schwer damit tun, sie zu Gewinnern zu machen. Die Jobs dieser Menschen sind doch nicht durch Chinesen oder Mexikaner gefährdet, sondern durch Roboter und Computer. Da helfen neue Handelsbarrieren und höhere Zölle nichts. Weltweit hat sich die politisch bedingte Unsicherheit seit der Wahl Donald Trumps mehr als verdoppelt. Um vergleichbare Werte zu finden, muss man weit zurückblicken, etwa in die späten Zwanzigerjahre, die Zeit der Großen Depression. Quelle: Der Spiegel

Von Hans Klumbies

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