Epiktet hat sogar die moderne Psychotherapie beeinflusst

Epiktet lebte sehr bescheiden und verschrieb sich gänzlich seiner Philosophie. Er setzte den Weg seines Vorgängers Seneca als wichtigster Vertreter der jüngeren Stoa fort. Gerhard Gleißner weiß: „Wie Seneca übernahm er die von Sokrates vorgezeichnete Technik des Hinterfragens der Ereignisse und gab seinen Schülern dafür konkrete und einprägsame Beispiele an die Hand.“ Teilweise ergänzte er dabei Seneca, brachte aber andererseits sehr viele neue Aspekte mit ein. So formulierte er das wahrscheinlich bedeutendste stoische Prinzip, das die moderne Psychotherapie am stärksten beeinflusst hat und damit auch die größte Auswirkung auf unsere seelische und körperliche Gesundheit hat. Gerhard Gleißner bezeichnet diese Methode mit seinen eigenen Worten als „Vorstellungs- und Machtprüfung“. Dr. med. Gerhard Gleißner ist seit 2014 als Amtsarzt und Gutachter im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig.

Epiktet hat sich ebenfalls um die Seelenruhe verdient gemacht

Zunächst sollen wir unsere unangemessenen, dysfunktionalen Vorstellungen überprüfen und infrage stellen. Gerhard Gleißner ergänzt: „Die Machtprüfung hilft uns dabei zu erkennen, ob sich unser Denken und Tun überhaupt in unserem Einflussbereich befinden. Das zweite dominierende Thema Epiktets ist die innere Freiheit, die sich hauptsächlich aus der Anwendung seiner Vorstellungs- und Machtprüfung ergibt.“ Auch die innere Freiheit hat eine wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden, sie trägt zur Reduktion von Ängsten und damit deutlich zur allgemeinen Gesundheit bei.

Insgesamt hat sich Epiktet ebenfalls um das wichtigste Ziel aller antiken Philosophen, die Seelenruhe, verdient gemacht. Gerhard Gleißner erklärt: „Seine äußerst praktischen Übungen sind dabei am wirkungsvollsten, um über die Gelassenheit der Seele psychisches Wohlbefinden zu erzeugen. Auch wenn seine Methoden hauptsächlich auf die menschliche Psyche zielen, beeinflussen Epiktets Techniken nicht nur nachhaltig unsere seelische, sondern auch unsere körperliche Gesundheit.“ In den modernen kognitiven Psycho- und Verhaltenstherapien wurden seine Prinzipen weitgehend übernommen und werden heute noch angewandt.

Mit Mark Aurel endete eine Phase der Prosperität des Römischen Reiches

Mark Aurel (121 – 180 n. Chr.) steht in mehrerlei Hinsicht für einen Wendepunkt: Er gilt als der letzte bedeutende antike Stoiker. Gerhard Gleißner fügt hinzu: „Zugleich war er der letzte Adoptivkaiser, und mit ihm endete eine Phase der Prosperität des Römisches Reiches mit innerer und äußerer Stabilität. Er regierte von 161 bis 180 nach Christus.“ In den letzten glücklichen Jahren Roms führte er ein hartes Leben und hatte schwere Kämpfe durchzumachen.

Der Kaiser Mark Aurel war gezwungen, sich gesundheitlichen Herausforderungen zu stellen wie der gefährlichen Pockenepidemie, die sich vor allem bei den römischen Soldaten in den Lagern ausbreitete. Gerhard Gleißner stellt fest: „Die Außengrenzen des Reiches wurden hauptsächlich im Norden von eindringenden Feinden wie den Markomannen bedroht. Sein Militärführer Gaius Cassius (130 – 175 n. Chr.) zettelte eine Verschwörung gegen ihn an, die er jedoch niederschlagen konnte.“ Quelle: „Gesund leben mit dem Stoizismus“ von Gerhard Gleißner

Von Hans Klumbies