Die Temperaturen steigen weltweit, ebenso die Meeresspiegel. Eisdecken schmelzen, und andere Arten kämpfen darum, sich an das verändernde Klima anzupassen. Hannah Ritchie ergänzt: „Eine ganze Lawine von Problemen kommt auf die Menschheit zu, seien es Überflutungen, Brände oder tödliche Hitzewellen. Den Bauern drohen Ernteeinbußen, Städte könnten überschwemmt werden.“ Und dahinter steckt vor allem ein: die vom Menschen verursachten Treibhausemissionen. Wir haben fossile Brennstoffe verbrannt, Wälder abgeholzt und Vieh für Energie und Nahrung gezüchtet – zweifelsohne wichtig für den menschlichen Fortschritt. Doch jetzt zahlt die Menschheit den Preis dafür in Form des einschneidenden Klimawandels. Würde man sich einzig und allein auf die Daten zur Entwicklung der CO2-Emissionen konzentrieren, könnte man meinen, wir machten überhaupt keine Fortschritte. Dr. Hannah Ritchie ist Senior Researcher im Programm für globale Entwicklung an der Universität Oxford.
Wälder zählen zu den vielfältigsten Ökosystemen der Welt
Und genau das hat die Menschheit in den letzten Jahren getan, und zwar ziemlich schnell. Hannah Ritchie blickt voraus: „Es gibt Hoffnung, dass wir uns bald nicht mehr zwischen ausreichend Energie und einem kleinen CO2-Fußabdruck entscheiden müssen. Wir werden ein gutes Leben haben können, ohne das Klima um uns zu verändern.“ Über die letzten 10.000 Jahre hat die Menschheit allerdings ein Drittel der weltweiten Wälder abgeholzt, hauptsächlich um mehr Ackerland zu gewinnen.
Ein Großteil dieser Entwicklung, nämlich über die Hälfte, fand im letzten Jahrhundert statt. Hannah Ritchie erklärt: „Bäume zu fällen bedeutet, Kohlenstoff freizusetzen, der für Hunderte oder Tausende Jahre gebunden war. Aber die Abholzung wirkt sich nicht nur auf den Klimawandel aus.“ Die Wälder sind die Heimat für einige der vielfältigsten Ökosysteme der Welt: komplexe, miteinander verbundene Netzwerke von Tieren, Pflanzen und Bakterien, die über Jahrtausende entstanden sind.
Die Landwirtschaft treibt den Verlust der Artenvielfalt voran
Abholzung bedeutet, diese wunderbaren Lebensräume zu zerstören. Hannah Ritchie weiß: „Auch wenn es den Anschein hat, dass die Abholzung ihren Höhepunkt erreicht hat, ist dies nicht der Fall. Aber wir haben in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte bei der Lösung dieses Problems gemacht und eine reelle Chance, die Generation zu sein, die das Ende der Abholzung erlebt.“ Bei der Entwaldung geht es hauptsächlich um Nahrung – das nächste große Problem der Menschheit.
Zwar hat die Anzahl der Hungernden in den letzten fünfzig Jahren rapide abgenommen, aber der Anbau von Lebensmitteln hat nahezu alle unsere Umweltprobleme verschärft. Hannah Ritchie stellt fest: „Die Nahrungsmittelproduktion ist für ein Viertel der weltweiten Treibhausemissionen verantwortlich, sie nimmt die Hälfte des bewohnbaren Landes auf der ganzen Welt ein, verbraucht 70 Prozent des jährlich entnommenen Trinkwassers und treibt wie nichts sonst den Verlust der Artenvielfalt voran.“ Quelle: „Hoffnung für Verzweifelte“ von Hannah Ritchie
Von Hans Klumbies