Ray Dalio behauptet: „Da alles, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, und alles, was sich zukünftig zutragen wird, den Interaktionen der Teile eines Perpetuum mobiles zuzuschreiben war und ist, kann man sagen, alles sei vorbestimmt.“ Ray Dalio ist überzeugt: Hätten wir ein perfektes Modell, das alle Kausalzusammenhänge berücksichtig, könnten wir die Zukunft genau prognostizieren. Im Wege steht uns dabei nur, dass wir nicht in der Lage sind, sämtliche dieser Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu modellieren. Das mag stimmen oder auch nicht, verrät seine Lesern aber jedenfalls, wie Ray Dalio die Dinge sieht und was er damit bezweckt. Viele Menschen sehen das ganz anders. Ray Dalio ist Gründer von Bridgewater Associates, dem weltgrößten Hedgefonds. Er gehört mit zu den einflussreichsten Menschen der Welt.
Man kann nicht alles quantitativ messen
Viele Menschen glauben, die Zukunft sei unergründlich und Bestimmung gäbe es nicht. Ray Dalio stellt klar: „Ein vollkommenes Modell, das ein nahezu perfektes Bild von der vorbestimmten Zukunft vermittelt, wäre zwar toll, doch ich gehe nicht davon aus, dass mein Modell auch nur annähernd an dieses Idealbild herankommt.“ Ray Dalio geht es schlicht darum, sich ein grobes, doch ausbaufähiges Modell zu verschaffen, mit dem er besser dasteht als die Konkurrenz – und auf jeden Fall besser als ohne ein solches Modell.
Die Grundlage für ein solches Modell bildet eine ebenso quantitative wie qualitative Geschichtsbetrachtung, weil Ray Dalio, indem er misst, welche Bedingungen vorliegen und wie sie sich verändern, die zugrunde liegenden Kausalzusammenhänge besser bestimmen, dann eine voraussichtliche Palette von Erwartungen entwickelt und seine Entscheidungsprozesse entsprechend systematisieren kann, aber eben nicht alles quantitativ messen kann. Ray Dalios Prozess besteht darin, sich viele Fallbeispiele anzusehen, um festzustellen, wie ihre Determinanten die charakteristischen Wirkungen hervorbringen.
Ray Dalio versucht ein Perpetuum mobile zu modellieren
Ein einfaches Beispiel: Eine hohe Verschuldung führt in Verbindung der Verknappung der Geldmenge im Regelfall zu einer Schuldenkrise. Ray Dalio erläutert: „Determinanten führen zu Wirkungen, die im Anschluss selbst zu Determinanten werden und ihrerseits Wirkungen erzielen, welche vielfach in Zusammenhang stehen.“ Man kann sich also die einzelnen Fälle ansehen und feststellen, was passiert ist – die Wirkung – und was dazu führte – die Determinanten.
Oder man kann die Determinanten betrachten, um die von ihnen ausgehenden Wirkungen zu erkennen, durch die sich die verschiedenen Fallbeispiele ergaben. Ray Dalio stellt fest: „Die Determinanten sind sowohl die vorliegenden Fakten als auch die Energie, die Veränderungen hervorruft. Wie Energie und Materie handelt es sich dabei letztlich um ein- und dasselbe. Sie erzeugen neue Gegebenheiten und neue Determinanten, die neuerliche Veränderungen zur Folge haben.“ Auf diese Weise versucht Ray Dalio, das Perpetuum mobile zu modellieren. Quelle: „Weltordnung im Wandel“ von Ray Dalio
Von Hans Klumbies