Johannes Gutenberg revolutioniert die Kommunikation

Mitten in Europa, in Mainz, liegt der Geburtsort des Buchdrucks. Johannes Gutenbergs Erfindung von beweglichen Lettern, ab 1450 angewandt, revolutionierte die Kommunikation. Sie veränderte die Lebenswelt der Menschen und breitete sich über die ganze Welt aus. Edgar Wolfrum stellt fest: „Gutenbergs Buchdruck kann mit Fug und Recht als eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte des letzten Jahrtausend bezeichnet werden.“ Mit der rasanten Entwicklung des Internets scheint nun allerdings das Gutenberg-Zeitalter seinem Ende entgegenzugehen. Die neue Art der Informationsverbreitung und Kommunikation beruht auf der von Millionen von Computern. Viele bezeichnen sie bereits als „Turing-Galaxis“. Benannt nach einem der wichtigsten Wegbereiter der Computertechnologie, dem britischen Mathematiker Alan Turing (1912 – 1954). Edgar Wolfrum ist Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte an der Universität Heidelberg.

Der PC erobert die Büros

Ab den 1970er Jahren kam es zu einem massenhaften Einsatz von Mikrochips. Die siliziumbasierte Halbleitertechnik setzte sich durch. Dadurch stieg die Leistungsfähigkeit der Computer, die dadurch immer größere Datenmengen speichern und verarbeiten konnten. Zudem sank der Preis für Computer. Und durch die Verbreitung grafikfähiger Betriebssysteme konnten ab den 1980er Jahren auch Laien sehr einfach einen Computer bedienen. So eroberte der Personal Computer (PC) in schnellem Tempo die nordamerikanischen und westeuropäischen Büros und Kinderzimmer.

Diese PCs waren zudem immer umfassender miteinander vernetzt. Im Jahr 1989 entwickelte eine Forschergruppe um Tim Berners-Lee am CERN in der Nähe von Genf das World Wide Web. Mit diesem wollten sie zunächst den Austausch unter Wissenschaftlern vereinfachen. Nur vier Jahre später ermöglichten die ersten Webbrowser es einer breiten Öffentlichkeit, dieses globale Hyperlink-System zu nutzen. Das Internet gerierte schnell zum wichtigsten Raum globaler Wissensorganisation und Wissensaustauschs.

Die Medialisierung verändert die Sehgewohnheiten

Im privaten wie im gesellschaftlichen und ökonomischen Bereich griff eine weitreichende Computerisierung um sich. Doch mit diesen, aus der massenhaften Verbreitung leicht bedienbarer PCs entstandenen Wandlungsprozessen hat sich die Zeitgeschichte noch kaum beschäftigt. Dabei hat die zunehmende Medialisierung aller Lebensbereiche die Sehgewohnheiten und Zeitrythmen der Menschen verändert. Sie beeinflusst letztlich auch die Art und Weise, wie diese die Welt um sich wahrnehmen und in dieser handeln.

Edgar Wolfrum betont: „Beschleunigung ist die prägende Erfahrung des vernetzten Menschen. Überall steigt das Tempo, im Beruf wie in der Freizeit.“ Historisch dürften die Ausmaße der Digitalisierung mit jenen der Industriellen Revolution vergleichbar sein. Doch betrifft Erstere sämtliche Lebensbereiche und vor allem auch das Wissen. In den ersten fünf Jahrzehnten nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg hatte sich die Menge der Bücher in der Welt ungefähr verdoppelt. Aber die Menge der Daten in der Welt hat sich allein in den zwei Jahrzehnten zwischen 1987 und 2007 verhundertfacht. Quelle: „Der Aufsteiger“ von Edgar Wolfrum

Von Hans Klumbies