Auf der Erde gibt es neun planetare Grenzen

Die Erde setzt dem Lebensstil der Menschen enge Grenzen. Ein Team von Resilienzforschern hat vor rund zehn Jahren erstmals versucht, diese Belastungsgrenzen zu definieren. Dirk Steffens und Fritz Habekuss erläutern: „Es beschrieb neun planetare Grenzen. Wenn wir sie dauerhaft überschreiten, verlassen wir den Bereich, in dem wir sicher leben können. Nicht alle dieser neun Grenzen müssen überschritten werden, um unsere jetzige Zivilisation zu vernichten.“ Eine reicht schon. Ohne genug Süßwasser beispielsweise wäre die Menschheit geliefert. Die acht weiteren Bereiche sind das Ozon, die Versauerung der Ozeane, der Klimawandel, die Luftverschmutzung, die biochemischen Kreisläufe, der Landverbrauch, die Verschmutzung der Erde mit neuartigen Substanzen wie Plastik und die Biodiversität. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

Der Biodiversitätsverlust ist katastrophal

Solange die Menschheit die Belastungsgrenzen dieser Bereiche nicht überschreitet, solange sie innerhalb der sicheren Zone bleibt, braucht sie sich keine Gedanken zu machen. Doch sobald sie die Grenzen überschreitet, steigt das Risiko, dass das über Millionen Jahre eingespielte Gefüge ins Wanken gerät. Je mehr sie am System herumdoktert, desto größer die Gefahr für sie. Sieben der neun planetaren Grenzen konnte man bisher quantifizieren. Lediglich für die tolerierbare Verschmutzung der Erde mit neuartigen Substanzen wie Plastik oder Nanopartikeln konnte die Wissenschaft bisher keine Schmerzgrenze festlegen.

Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Bei der Süßwassernutzung und der Ozeanversauerung kann unser Planet die Schläge, die wir ihm verpassen, noch halbwegs wegstecken. Die anderen sechs Bereiche sind allesamt im roten Bereich, wobei der Klimawandel und die biochemischen Kreisläufe uns schon sehr große Sorgen machen müssen.“ Der Biodiversitätsverlust jedoch hat ein Ausmaß erreicht, für das es nur noch ein Wort gibt: katastrophal.

Das weltweite Insektensterben nimmt bedrohliche Ausmaße an

Die Eingriffe des Menschen in das selbstregulierende, empfindliche System bringen es weit aus dem Gleichgewicht. Und zwar so gewaltig, dass es unmöglich ist, den Schaden wieder komplett zu reparieren. Die Erde beginnt sich neu zu organisieren, und natürlich nimmt sie dabei keine Rücksicht auf die Menschheit. Dirk Steffens und Fritz Habekuss betonen: „Wir verhalten uns wie Parasiten, und unser Wirt ist dabei, uns abzuschütteln.“ Beim weltweiten Insektensterben wird das besonders deutlich.

Monokulturen, Pestizide und Herbizide dezimieren die Insekten. Außerdem erzwingen immer neue Anbaumethoden eine immer gleichförmigere Landschaft ohne Hecken, Tümpel und Baumgruppen. Es waren technische Fortschritte, die zu höheren Erträgen in der Landwirtschaft geführt haben. Bittere Ironie, wenn nun dadurch die Insekten vernichtet werden, auf deren Bestäubung ein Großteil der Landwirtschaft angewiesen ist, insbesondere die Pflanzen, welche die Menschen mit lebenswichtigen Vitaminen versorgen. Quelle: „Über Leben“ von Dirk Steffen und Fritz Habekuss

Von Hans Klumbies