Das Zeitalter der Einsamkeit hat begonnen

Homo sapiens hat in seiner grenzenlosen Arroganz das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier in Gang gesetzt. Der Biologe E. O. Wilson hat die Gegenwart schon zum „Eremozän“ ernannt – dem Zeitalter der Einsamkeit. Dirk Steffens und Fritz Haberkuss können dieser Auffassung nur zustimmen: „Tatsächlich begeben wir uns in eine doppelte Einsamkeit, indem wir massenhaft nichtmenschliches Leben ausrotten und uns gleichzeitig von den verbleibenden Arten immer weiter entfremden.“ Eine Studie hat vor ein paar Jahren gezeigt, dass Kinder heute eher das Pokémon Pikachu benennen können als einen Dachs. Britische und amerikanische Kinder halten sich nur noch halb so lange unter freiem Himmel auf wie einst ihre Eltern. In Korea sind 79 Prozent aller Kinder kurzsichtig und brauchen eine Brille, weil sie zu viel Zeit vor Bildschirmen verbringen.

Vielen Menschen fehlt das Wissen über die Natur

Dirk Steffens und Fritz Habekuss warnen: „Doch Unkenntnis und Ignoranz befeuern die Entfremdung von der Natur. Sie fördern ihre Zerstörung und machen unser Leben ärmer. Und mit dem fehlenden Wissen über Natur kommt uns das Mitgefühl abhanden.“ Bilder von brennenden Wäldern schaffen es ins Bewusstsein. Über die zunehmende Fremdheit dagegen redet man kaum. Es bringt natürlich nichts, einen Verlust sentimental zu beklagen. Denn in der heutigen Welt ist die einzige Konstante die Veränderung.

Die meisten Menschen leben nicht mehr so wie die BaAka im afrikanischen Regenwald, sondern in Metropolen. Das Leben ist vergleichsweise sicher und komfortabel. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer deutschen Frau liegt bei 83,3 Jahren. Sie kennt keinen Hunger, kann ihr Brot, ihre Schuhe, ihre Vitamintabletten online bestellen. BaAka werden halb so alt, hungern regelmäßig und laufen barfuß. Die Deutschen dagegen leben objektiv in den besten aller Zeiten.

Der Mensch ist immer noch ein wildes Tier

Noch nie litten in Deutschland so wenige Menschen Hunger, hatten so viele von ihnen Zugang zu Schule, Wasser und Medikamenten, wurden sie so alt wie heute. Dirk Steffens und Fritz Habekuss warnen dennoch: „Unser Alltag ist so komfortabel, dass er uns krank macht. Wir sind die Nachfahren von Nomaden. Verbringen unsere Zeit aber fast ausschließend sitzend, in geschlossenen Räumen, sowie auf asphaltierten Wegen. Weder unser Körper noch unser Geist ist dafür gemacht.“

Die Folgen sind die sogenannten Zivilisationskrankheiten. In Deutschland ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig oder fettleibig. Fast jede und jeder Dritte im Land hat Depressionen oder andere psychische Störungen. Die Kinder einer Art, die früher Wildtiere zu Tode hetzte, können heute oft keinen Purzelbaum mehr schlagen und keine drei Schritte rückwärtsgehen. Sie leiden unter Diabetes, Allergien und allerlei Unverträglichkeiten. Dabei sind die Menschen doch immer noch wilde Tiere! Quelle: „Über Leben“ von Dirk Steffens und Fritz Habekuss

Von Hans Klumbies