In Deutschland gibt es 800 Typen von Biotopen

Biodiversität ist ein Mosaik aus unüberschaubar vielen Steinchen, riesig großen und winzig kleinen, die sich in drei Kategorien einteilen lassen. Dirk Steffen und Fritz Habekuss erläutern: „Da ist erstens die Vielfalt der Ökosysteme, also der Lebensräume wie Wälder, Flüsse, Meere oder Almwiesen. Alleine in Deutschland gibt es 800 verschiedene Typen von Biotopen.“ Die Liste reicht von Ästuarien, also Flussmündungen mit Brackwasser, Sandbänken, Schlickgrasbeständen über trockene, lebende Hochmoore und Kalktuffquellen bis hin zu Kalkschiefer-Schutthalden, Hangmischwäldern und Gletschern. In einem fühlt sich der Rotfuchs wohl, in einem anderen die Miesmuschel und in dem nächsten vielleicht der Dunkle Ameisenbläuling. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

Auf den Galapagos-Inseln leben 18 Arten von Darwinfinken

Keine Pflanze und kein Tier können all die unterschiedlichen Lebensräume bewohnen. Jeder einzelne ist Heimat einer einzigartigen Lebensgemeinschaft von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroben. Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Der zweite Baustein ist die Vielfalt der Arten. Auf den Galapagos-Inseln leben 18 Arten von Darwinfinken. Sie alle stammen von gemeinsamen Vorfahren ab. Auseinanderentwickelt haben sie sich, weil sie verschiedene Inseln besiedelt haben und in einzelnen Populationen sich geografisch voneinander getrennt fortpflanzen.“

So können sich auf der einen Insel zufällige Merkmale vererben, die auf der anderen nie aufgetaucht sind. Außerdem fressen die Arten unterschiedliche Nahrung und verfolgen verschiedene Überlebens- und Fortpflanzungsstrategien. Die einen locken Weibchen mit bunten Federn, die andern mit lauterem Gesang, wieder andere haben einen dicken Schnabel, mit dem sie besser Kerne knacken können. Die Erfolgreichsten zeugen mehr Nachkommen, ihre Merkmale setzen sich durch.

Die unterste Ebene der Biodiversität bilden die Gene

Die Vielfalt der Arten wird oft synonym mit Biodiversität verwendet, aber das ist verkürzt. Wenn die Menschheit von jeder Tier-, Pilz- und Pflanzenart jeweils hundert Individuen in einem Zoo oder botanischen Garten sammeln würde, gäbe es zwar kein Artensterben. Aber die tatsächliche Biodiversität wäre nur noch auf einen kümmerlichen Rest zusammengeschmolzen. Abgesehen davon kann kaum eine Art langfristig überleben, wenn ihre Population erst einmal so klein ist.

Dirk Steffen und Fritz Habekuss betonen: „Noahs Arche hätte in Wirklichkeit nie funktioniert. Seine tierischen Passagiere wären ausgestorben.“ Die unterste Ebene der Biodiversität bilden die Gene. Weil jedes Lebewesen ein einzigartiges Genom hat, unterscheidet es sich auch von jedem anderen. Der eine Ameisenbläuling mag zwar dem anderen sehr, sehr ähnlich sein. Genau gleich ist er aber nicht. Meist unterscheiden sich Individuen einer Art nur ein winzig kleines bisschen voneinander. Aber im täglichen Überlebenskampf kann das einen Unterschied machen. Quelle: „Über Leben“ von Dirk Steffens und Fritz Habekuss

Von Hans Klumbies