Die Wirtschaft verändert sich unaufhörlich

Die Finanzkrise von 2008 war kein Naturereignis, sie war von Menschen gemacht. Joseph Stiglitz erklärt: „Ein komplexes System mit mehr Verflechtungen, in dem jeder Marktteilnehmer versucht, noch den letzten Dollar Gewinn herauszupressen, hat sich als ein sehr fragiles System erwiesen.“ Die Wirtschaft verändert sich unaufhörlich: Agrargesellschaften wandelten sich zu Industriegesellschaften, die schließlich zu Dienstleistungsgesellschaften werden. Überdies hat sich die Wirtschaft globalisiert und finanzialisiert. Heute müssen Menschen lernen, eine komplexe, urbane Ökonomie mit planetarischen Beschränkungen und einer rasch alternden Gesellschaft zu steuern. Dies stellt die Verteilung von Einkommen und Wohlstand zwischen den Generationen vor neue Herausforderungen. Märkte meistern Transformationen von sich aus nicht besonders gut. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Die Steuerung der wirtschaftlichen Globalisierung ist nicht effizient

Das liegt unter anderem daran, weil Menschen in Sektoren oder in Orten, die sich im Niedergang befinden, nicht über die Ressourcen verfügen, um in die Sektoren der Zukunft investieren zu können. In einer globalen Wirtschaft hängen die Ereignisse innerhalb eines Landes oftmals davon ab, was jenseits seiner Grenzen geschieht. Joseph Stiglitz ergänzt: „Unsere wechselseitige Abhängigkeit hat zugenommen, und wir sind in höherem Maße Risiken ausgesetzt, die oftmals die Risikotragfähigkeit des Einzelnen übersteigen.“

Joseph Stiglitz fordert: „Es bedarf vermehrt globalen kollektiven Handelns, um diese wechselseitigen Abhängigkeiten und Risiken klug zu managen.“ Aber die politische Globalisierung hat nicht mit der wirtschaftlichen Schritt gehalten, und es fehlt an geeigneten Institutionen, um die wirtschaftliche Globalisierung effizient zu steuern. Die Belastungen muss weiterhin der Nationalstaat tragen, aber in dem Maße, wie seine Belastungen zunehmen, schrumpft seine Fähigkeit, in geeigneter Weise darauf zu reagieren, und dies vor allem deshalb, weil die Konservativen nicht wollen, dass er reagiert.

Menschen kooperieren in vielfältiger Weise miteinander

Die Globalisierung selbst trug zu dieser verminderten Reaktionsfähigkeit bei: Sie hat neue Gelegenheiten zur Steuervermeidung und -flucht geschaffen, und einige haben fälschlich behauptet, Steuern und staatliche Programme müssten gekürzt werden, um in einer globalisierten Welt wettbewerbsfähig zu sein. Joseph Stiglitz stellt fest: „Durch gemeinsames und einvernehmliches Vorgehen können wir viel mehr erreichen, als wenn wir allein agieren. Menschen kommen zusammen, um in vielfältiger Weise miteinander zu kooperieren.“

Menschen tun sich zusammen und gründen Unternehmen, um Güter zu produzieren, Klubs und Vereine, um gesellige Kontakte zu pflegen, freiwillige Vereinigungen und Nichtregierungsorganisationen, um sich gemeinsam für Anliegen, die ihnen wichtig sind, einzusetzen. Joseph Stiglitz fügt hinzu: „Sie schließen sich zu Gewerkschaften zusammen, um Tarifverhandlungen zu führen, und reichen Sammelklagen ein – eine kooperative Handlung einer Gruppe von Menschen, die etwa durch ein Unternehmen geschädigt wurden und wissen, dass sie, auf sich allein gestellt, nicht in der Lage wären, Schadensersatz einzuklagen.“ Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz

Von Hans Klumbies