Die Wirtschaft in Deutschland wächst rasend schnell

Im deutschen Frühsommer 2011 gibt es zwischen der Politik und der Wirtschaft einen gewaltigen Unterschied. Während die Politiker von einer Krise nach der anderen durchgeschüttelt werden, machen Unternehmer Rekordgewinne. Allein im ersten Quartal 2011 ist das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 Prozent gewachsen. In diesem Zeitraum erwirtschafteten die Deutschen 36 Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr. Die Produktion der deutschen Industrie hat inzwischen wieder das Niveau erreicht, wie sie es vor der Weltwirtschaftskrise schon einmal erklommen hatte. Obwohl sich die Regierungskoalition streitet, der Staat immer mehr Schulden anhäuft und sich in Japan ein folgenschweres Erdbeben ereignet hat, die deutsche Wirtschaft scheint davon unberührt zu sein, denn die Konjunktur läuft hierzulande wie geschmiert.

Im April 2011 betrug die Inflation in Deutschland 2,4 Prozent

Der „Economist“ aus Großbritannien will in Deutschland sogar ein neues Wirtschaftswunder erkennen. Die Bundesregierung geht noch von einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent im Jahr 2011 aus, doch immer mehr Regierungsökonomen glauben, dass die deutsche Wirtschaft auch in diesem, wie im vergangen Jahr, wieder über 3 Prozent wachsen könnte. Das wäre das zweite Jahr in Folge mit einer 3 vor dem Komma – ein Novum seit der Wiedervereinigung. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch große Schatten. Nicht nur die Wirtschaft, auch die Inflation befindet sich in einem Prozess der Beschleunigung.

Im April 2011 lag die Teuerungsrate schon 2,4 Prozent über derjenigen des Vorjahresmonats. Vor allem die Preise für Lebensmittel und Energie haben stark angezogen. Das Statistische Bundesamt Deutschland hat verlautbart, dass beispielsweise Kartoffeln 20,4 Prozent und Kaffee 17,8 Prozent mehr kosten als vor einem Jahr. Beim Diesel betrug die Preissteigerung 17,8 Prozent, bei der Butter sogar rekordverdächtige 28,7 Prozent. Um nicht ein Opfer der Inflation zu werden, kaufen die Bundesbürger verstärkt Gold und Immobilien und bringen so ihr Erspartes in Sicherheit.

In guten Wirtschaftszeiten steigen die Preise

Da die Europäische Zentralbank ihren Leitzins auf ihrer letzten Ratssitzung am 5. Mai 2011 unverändert gelassen hat, gibt es in Europa weiterhin Geld, für das kaum Zinsen bezahlt werden müssen. Eigentlich wissen die Zentralbanken, wie man es gar nicht zu einer Inflation kommen lässt. Es gehört zum Standardwissen eines Bankers, dass die Teuerungsrate in der Regel steigt, wenn die Wirtschaft kräftig wächst. Auf dem Arbeitsmarkt gehen dabei die Fachkräfte aus, die Löhne und Gehälter steigen. Die gestiegenen Lohnkosten geben die Unternehmer dann in der Form von höheren Preisen an die Verbraucher weiter.

Die Zentralbanken müssten in einem solchen Fall mit einer Zinserhöhung der Inflation gegensteuern. Die Konjunktur würde dadurch verlangsamt, die Arbeitslosigkeit leicht steigen und der Preisauftrieb nachlassen. Als einfache Faustregel gilt: in guten Zeiten steigen die Preise, in schlechten Zeiten fallen sie. Als beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland nahezu Vollbeschäftigung herrschte, betrug die Inflation knapp 4 Prozent. Als in der Regierungszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder die Zahl der Arbeitslosen auf über fünf Millionen gestiegen war, bewegte sich die Inflationsrate auf einem sehr niedrigen Niveau.

Von Hans Klumbies