Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, forderte die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. Geschieht nichts, wird es bald Hungerrevolten in den armen Ländern geben. Inzwischen sind weltweit eine Milliarde Menschen vom Hunger betroffen. Ihnen wird das Menschenrecht auf Nahrung verweigert. Hungerrevolten sind nichts Neues. Bärbel Dieckmann schreibt: „Vor drei Jahren gingen in Haiti, Ägypten, Kamerun, der Elfenbeinküste, Mauretanien, Äthiopien, Madagaskar, den Philippinen und Indonesien Menschen auf die Straße und protestierten, zum Teil gewaltsam, gegen die steigenden Preise von Lebensmitteln.“ In Asien und vor allem in Indien werden die Grundnahrungsmittel für immer mehr Menschen zu einem unerschwinglichen Luxus.
Die negativen Folgen des steigenden Fleischkonsums
Während die Deutschen für Nahrungsmittel rund zehn Prozent ihres Einkommens ausgeben, müssen die Menschen in den Entwicklungsländern etwas 80 Prozent ihres Geldes dafür aufwenden. Die Nachfrage nach Nahrung wird weiter steigen. Schon Mitte dieses Jahres werden über sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben, die alle ernährt werden müssen. Die Welternährungsorganisation FAO rechnet bis Mitte des Jahrhunderts mit einem Anstieg der Weltbevölkerung auf 9,1 Milliarden Menschen.
In Indien und China werden von der wohlhabenden Mittelschicht immer mehr und bessere Lebensmittel konsumiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch ist innerhalb von einem Vierteljahrhundert von 30 auf 40 Kilogramm gestiegen. Das hat gravierende Folgen für die Ärmsten auf der Welt. Bärbel Dieckmann erklärt: „Die Rinderzucht aber verbraucht riesige landwirtschaftliche Flächen. Und als Viehfutter wird verwendet, was andernorts Grundnahrungsmittel für Menschen wäre.“
Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht
Das Menschenrecht auf Nahrung wird den Ärmsten auch dadurch verweigert, dass immer mehr Anbauflächen für die Produktion von so genannten Biokraftstoffen dienen werden. Bärbel Dieckmann klagt an: „Zugespitzt gesagt: Die Pflanzen landen nicht auf dem Teller, sondern im Tank.“ Durch den Klimawandel werden weitere Anbauflächen und wertvolle Ackerböden verloren gehen. Der Internationale Wissenschaftsrat zum Klimawandel (IPCC) erwartet in den nächsten zehn Jahren für Lateinamerika Ernteeinbußen bis zu 30 Prozent, für Afrika sogar bis zu 50 Prozent.
Spekulationen auf steigende oder fallende Preise bei Grundnahrungsmitteln beeinflussen deren Preisentwicklung negativ. Bärbel Dieckmann fordert deshalb: „Es ist daher wichtig, der exzessiven Spekulation mit den Agrarstoffderivaten endlich einen Riegel vorzuschieben.“ Die Präsidentin der Welthungerhilfe wünscht sich zudem, dass die Industrieländer endlich von ihrer Praxis abrücken, ihre eigene Landwirtschaft mit hohen Subventionen zu unterstützen und die Entwicklungsländer zwingen, ihre eigenen Märkte für die künstlich verbilligten Produkte aus dem Norden zu öffnen.
Für Bärbel Dieckmann und ihre Mitstreiter ist es nicht die entscheidende Frage, ob genug Nahrungsmittel für den Weltmarkt produziert werden, sondern die entscheidende Frage ist, ob alle Menschen auf der Welt satt werden. Sie schreibt: „Das ist nicht nur eine moralische Verpflichtung. Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht.“
Von Hans Klumbies