Die Renaissance verband das Denken und das Handeln

Die Renaissance war das Zeitalter des „uomo universale“, der die Welt des Denkens und Handelns miteinander verband. Das darauffolgende Zeitalter entsprach eher einem akademischen Ideal, nämlich das des universalen Gelehrten. Der Niederländer Hermann Boerhaave, selbst ein Universalgelehrter, bezeichnete es als „Monster der Gelehrsamkeit“. Peter Burke blickt zurück: „Aus heutiger Sicht betrachtet scheint das 17. Jahrhundert das goldene Zeitalter der vielseitigen Gelehrten gewesen zu sein. Selbst wenn Gelehrte dieser Art sich offenbar nicht – anders als einige ihrer Vorgänger in der Renaissance – im Fechten, Singen, Tanzen, in der Reitkunst oder der Athletik hervortaten.“ Sechzehn Jahre lehrte Peter Burke an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

Francis Bacon erörterte Probleme der Erkenntnistheorie

Eine erstaunliche Zahl an Universalgelehrten wurde in den hundert Jahren von 1570 bis 1669 geboren. Das waren mehr als doppelt so viele wie zwischen 1470 und 1569. Intellektuelle Neugier, die Theologen von Augustinus bis zu Calvin oft verurteilt hatten, wurde von einigen einflussreichen Philosophen, namentlich von Francis Bacon, rehabilitiert. Francis Bacon verfasste seine bedeutendsten Beiträge zum Wissen im 17. Jahrhundert. Er nahm „alles Wissen“ als sein Gebiet für sich in Anspruch. Er klassifizierte es und erörterte Probleme der Erkenntnistheorie.

Sein Motto lautete „Plus Ultra“, im Sinne von: über das „hinaus“ gehen, was bereits bekannt ist. Er wollte nicht an den geistigen Säulen des Herkules innehalten. Peter Burke stellt fest: „Man kann allzu leicht verkennen, wie breit das intellektuelle Spektrum einer Reihe von Gelehrten des 17. Jahrhunderts war. Denn sie sind heute hauptsächlich nur wegen einiger weniger ihrer vielen Leistungen berühmt.“ So war etwa der niederländische Gelehrte Hugo Grotius, der lediglich als Jurist bekannt ist, auch als Historiker der Niederlande und als Laientheologe tätig.

René Descartes lieferte auch wichtige Beiträge zur Mathematik

An den deutschen Samuel Pufendorf, erinnert man sich vor allem als politischen Theoretiker. Er war aber auch Rechtsgelehrter, Historiker, Philosoph, Volkswirt und Laientheologe. Im Bereich der Naturwissenschaften werden der dänische Adelige Tycho Brahe und sein früherer Assistent Johannes Kepler mittlerweile automatisch als Astronomen kategorisiert. Und das, obwohl Tycho Brahe auch Alchemie und Medizin praktizierte. Während Johannes Kepler bedeutende Beiträge zu Mathematik und Optik leistete.

Peter Burke weiß: „Was Galileo Galilei betrifft, so beschränkten sich seine Interessen nicht im Entferntesten auf die Gebiete Mathematik, Physik und Astronomie. Obwohl er diesen seinen heutigen Ruf verdankt.“ Er studierte darüber hinaus Medizin. Und er schrieb über die Verdienste beziehungsweise Defizite der Malerei und Bildhauerei sowie über die Dichtkunst Ariosts und Tassos. Unter den Franzosen sei René Descartes genannt, der heute nur als Philosoph firmiert. Obwohl er zudem wichtige Beiträge zur Mathematik leistete und Schriften über Optik und Astronomie veröffentlichte. Quelle: „Giganten der Gelehrsamkeit“ von Peter Burke

Von Hans Klumbies

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