Die Philosophie des absoluten Idealismus

Johann Gottlieb Fichte wurde am 19. Mai 1762 in Rammenau bei Bischofswerda in ärmlichen Verhältnissen geboren. Ein Adliger, der das geistige Potential des Jungen erkannte, ermöglichte ihm eine gute Ausbildung. Zuerst erhielt Johann Gottlieb Fichte Privatunterricht bei einem Pastor, besuchte anschließend die Fürstenschule Schulpforta und studierte schließlich an der Universität in Jena. Nach seinem Studium lebte der Philosoph in großer Armut, da sein Gönner gestorben war. Johann Gottlieb Fichte wurde gleich mit seinem ersten philosophischen Werk „Versuch einer Kritik aller Offenbarung“, dass 1792 anonym erschien, bekannt.

Johann Gottlieb Fichte: „Die Bestimmung des Menschen“

Schon zwei Jahre später wurde er als Philosophieprofessor nach Jena berufen. Dort freundete er sich mit dem Geschichtsprofessor und Dichter Friedrich Schiller an und auch zu Johann Wolfgang von Goethe hatte er ein gutes Verhältnis. Johann Gottlieb Fichtes brillante Vorlesungen kamen zu Beginn seiner Universitätskarriere bei den Studenten sehr gut an. Doch sein schwieriger Charakter verhinderte einen nachhaltigen Erfolg.

Johann Gottlieb Fiche war stur, starr und unnachgiebig, ein strenger Lehrer und Kollege, der sich immer mehr von seiner Umgebung abschloss. Seine weitere Laufbahn an der Universität bestand aus Streitereien und Rücktritten. Um das Jahr 1800 herum war er zu einem Punkt gelangt, an dem er glaubte seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller verdienen zu müssen. Er schrieb damals eine Einführung in seine Philosophie mit dem Titel „Die Bestimmung des Menschen“.

Das Ich dauert über die Zeit fort

Johann Gottlieb Fichte ging wie Immanuel Kant und David Hume davon aus, dass eine Verbindung von Beobachtung und Logik die wissenschaftliche Erkenntnis der Welt nicht garantieren kann. Das heißt, dass kein wissenschaftliches Gesetz aus einer noch so großen Anzahl von Beobachtungen abgeleitet werden kann. Johann Gottlieb Fichte ging in seinen Überlegungen darüber hinaus und kam zu dem Schluss, dass diese Ableitung bei empirischen Beobachtungen aus wissenschaftlichen Gesetzten aber möglich ist. Denn Johann Gottlieb Fichte hielt die Gesetze der klassischen Physik für völlig objektiv und zeitlos wahr.

Von diesen grundlegenden Überlegungen ausgehend entwickelte Johann Gottlieb Fichte eine Lehre, in der er das Universum als eine Schöpfung des Subjekts betrachtete, dass in sich eine geordnete Vorstellung des Universums trägt. Johann Gottlieb Fichte vertrat die These, dass der Mensch sein Ich unmöglich als ein Objekt des Wissens orten kann, aber gleichwohl die Existenz seines Ichs erfahren kann, nämlich als moralisch handelndes Subjekt. Wer handelt, wählt und entscheidet und erfährt so unmittelbar seine Existenz. Und weil der Mensch weiß, dass er moralisch für seine Handlungen verantwortlich ist, weiß er auch, dass sein Ich über die Zeit fortdauert.

Die „Reden an die deutsche Nation“

Für Johann Gottlieb Fichte war die gesamte Wirklichkeit ihrem ganzen Wesen nach moralisch geprägt. Er glaubte, dass die Menschen zu bewusstem Handeln fähig und deshalb als moralische Wesen zu betrachten sind. Der moralische Wille ist seiner Meinung nach die grundlegende Komponente der menschlichen Existenz. Das wollende Ich schafft eine empirische Welt, die das Reich möglichen Wissens für jenes Ich ist, um damit die Möglichkeit zur moralischen Selbstverwirklichung für ein Wesen zu eröffnen, das selbst seinem Wesen nach moralisch ist.

Johann Gottlieb Fichte war der erste Philosoph, der die wissenschaftliche Erkenntnis für Etwas durch den Menschen frei geschaffenes hielt. Berühmt wurde Johann Gottlieb Fichte nicht nur durch seine Philosophie des absoluten Idealismus sondern auch als Redner durch seine 1808 in Berlin gehaltenen „Reden an die deutsche Nation“.

Darin verurteilte er die Uneinigkeit der Deutschen, die den Armeen Napoleons zum Sieg verholfen hätten und gab Ratschläge zur Auferstehung der Nation und ihres Ruhmes. Johann Gottlieb Fichte gilt deshalb als einer der Begründer des deutschen Nationalismus. Der Philosoph starb im Jahre 1814 in Berlin mit 52 Jahren an Typhus und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beerdigt.

Von Hans Klumbies

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