Vater der sogenannten Grünen Revolution war Norman Borlaug, der später mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde für seinen Beitrag zur Bekämpfung des Hungers in den Entwicklungsländern. Jeremy Rifkin fügt hinzu: „Am Ende jedoch führte dieser Beitrag zu ausgelaugten Böden, die so nährstoffarm sind, dass sie sich nicht ausreichend schnell regenerieren, um in vielen Regionen der Erde eine kritische Lebensmittelknappheit zu verhindern.“ Alles begann mit einem ehrgeizigen Plan, der die landwirtschaftliche Produktion in Indien, später Südostasien und schließlich Afrika und dem Rest der Entwicklungsländer dramatisch steigern und so das größer werdende Hungerproblem lösen sollte. Dieser Plan bestand aus mehreren komplementären Bausteinen, die gemeinsam einen großen Sprung in der landwirtschaftlichen Produktion bewirken sollten. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.
Die Hochertragssorten laugten die Böden stark aus
Der erste Baustein war eine neue Generation von Hochertragssorten, die bessere Hektarerträge erzielen sollten. Diese Sorten wurden von Norman Borlaug entwickelt. Die nötigen Fördergelder kamen Anfang 1954 von der Ford und der Rockefeller Foundation. Jeremy Rifkin nennt Beispiele: „Dazu gehörten Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen, Mais, Soja und Kartoffeln, die in den Entwicklungsländern angebaut wurden.“ Die Hochertragssorten sprachen eher auf Kunstdünger an, benötigen zum Teil aber erhebliche Bewässerung.
Sie waren resistenter gegen verschiedene Krankheiten und reiften schneller als konventionelle Sorten derselben Nutzpflanze. Jeremy Rifkin erläutert: „Das Ziel war, die landwirtschaftliche Produktion in immer kürzeren Abständen zu optimieren, mit der gestiegenen Effizienz mehr Profite zu erwirtschaften und in den ärmsten Ländern der Welt mehr Nahrungsmittel für die hungernde und wachsende Bevölkerung zu haben.“ Die Effizienz der Hochertragssorten hatte jedoch einen hohen Preis für die Umwelt, mit der Folge, dass viele landwirtschaftliche Regionen in Asien und andernorts heute noch ärmer und ihre Böden stark ausgelaugt sind.
Die beschleunigte Produktion vervielfältige die Ausgaben
Zunächst einmal war das Saatgut der Hochertragssorten teurer, weshalb es für ärmere Bauern in Entwicklungsländern unerschwinglich war. Jeremy Rifkin kritisiert: „Stattdessen förderten die hohen Kosten den Aufbau großer Agrarunternehmen, vertikal integrierte Betriebe, die große Teile des ungenutzten Lands in Besitz nahmen, den traditionellen Bauern ihre kleinen Äcker abkauften und diese zu immer größeren Feldern zusammenlegten. Der großflächige Einsatz von Kunstdünger verteuerte die Produktion weiter.“
Die Intensivierung des Anbaus erforderte außerdem neue Bewässerungssysteme, die kürzere Reifezeiten der Anbauprodukte ermöglichen sollten. Jeremy Rifkin stellt fest: „In der feuchteren Erde vermehrten sich jedoch Insekten und Krankheitserreger, weshalb mehr Insektizide und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden mussten.“ Die beschleunigte Produktion verlangte zudem mehr Ausgaben für Traktoren, Mähdrescher und Pflüge sowie den Bau von Hallen zur Lagerung der Überschüsse und den Ausbau der Logistik und des Transports, um die Ernte schneller auf den Markt zu bringen. Quelle: „Das Zeitalter der Resilienz“ von Jeremy Rifkin
Von Hans Klumbies