Die Existenz Gottes lässt sich nicht beweisen

In der Frühphase der europäischen Philosophiegeschichte dominieren drei unterschiedliche Ansätze, um die Existenz Gottes zu beweisen, die selbst auf die heutigen Überlegungen der Philosophen und Religionswissenschaftler zu dieser Frage noch einen gewissen Einfluss ausüben. Gegenwärtig herrscht allerdings unter den Philosophen soweit Einigkeit, dass man das Vorhandensein eines Gottes nicht beweisen kann. Damit soll natürlich nicht postuliert werden, dass er nicht existiert, sondern nur, dass man sein Dasein nicht rational demonstrieren kann.

Der teleologische Beweis

Beim teleologischen Beweis wird gezeigt, dass jeder Teil des Universums seine Bestimmung und einen Sinn hat. Aus Samen entwickeln sich Pflanzen, die Planeten kreisen auf vorausberechenbaren Bahnen, alles scheint einen Zweck zu haben oder ein Ziel zu verfolgen. Dieser Art der Beweisführung heißt teleologisch, weil es in ihr darum geht, etwas im Zusammenhang auf sein Ziel oder seinen Endzweck zu erklären.

Im Zeitalter der modernen Wissenschaft ist dieser Ansatz mehr und mehr verblasst. Heute werden die Phänomene der Natur entweder im Hinblick auf ihre Ursachen oder auf Zufälligkeiten erklärt. Der Ansatz, bei dem der Zweck an erster Stelle steht, spielt bei nichtbewussten Phänomenen keine Rolle mehr. Außerdem hat es sich herausgestellt, dass im Universum nicht nur die Ordnung vorherrscht, sondern auch das Chaos vertreten ist.

Der kosmologische Beweis

Der kosmologische Beweis geht davon aus, dass das Universum jemand geschaffen haben muss, da es existiert. Es kann nicht einfach aus sich selbst heraus, aus dem Nichts entstanden sein. Diese Schlussfolgerung hat allerdings eine gravierende Schwäche. Wenn das Weltall so fantastisch ist, dass seine Existenz durch etwas anderes erklärt werden muss, dann ist die andere Sache noch viel fantastischer, und wie sollen die Philosophen dann diese erklären? Falls sie für das erste Phänomen eine Erklärung finden, müssen sie auch für das andere eine liefern. Eine Kette ohne Ende.

Der ontologische Beweis

Der dritte Ansatz zum Beweis der Existenz Gottes wird der ontologische Beweis genannt, wobei das Wort Ontologie für jede Diskussion steht, in der es um das Wesen des Seienden geht. Als Schöpfer dieser Beweisführung wird der heilige Anselm (1033-1109) angesehen, der 16 Jahre lang als Erzbischof von Canterbury wirkte.

Er ging wie folgt vor: Man stelle sich ein Wesen von der größtmöglichen Vollkommenheit vor. Wenn dieses Wesen alle nur denkbaren und wünschenswerten Eigenschaften besitzt, außer seiner Existenz, kann es nicht von der größtmöglichen Vollkommenheit sein, da es von einem Wesen in der größtmöglichen Vollkommenheit übertroffen wird, dessen Existenz außer Frage steht. Auch diese Beweisführung ist nach wie vor umstritten und beschäftigt die Philosophen bis heute.

Von Hans Klumbies

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