Diätwillige können ihr Wunschgewicht nur über den Kopf erreichen

Abnehmen fängt im Kopf an. Der Kampf gegen überschüssige Kilos entscheidet sich mental. Zuerst müssen die Betroffenen den Teufelskreis von Crash-Diäten und Jo-Jo-Effekt durchbrechen, um anschließend durch eine Umstellung des Bewusstseins zu einem schlanken und gesunden Körper zu gelangen. Denn wer er nicht schafft sein Gehirn umzuprogrammieren, dem gelingt beim Abnehmen nur kurzfristig ein Erfolgserlebnis, und schneller als gedacht, hat man die alten Kilos wieder zuviel auf den Rippen. Denn viel zu selten beschäftigen sich die Menschen damit, wie sehr ihre Gefühlswelt und ihre Gewohnheiten das Essverhalten bestimmen. Nicht wenige Ernährungsexperten vertreten die These, dass es nicht das Entscheidende ist, was auf dem Teller liegt, sondern es viel mehr auf den seelischen und mentalen Zustand ankommt, der über den Erfolg einer Diät entscheidet.

Essen und der emotionale Zustand eines Menschen stehen in engem Zusammenhang

Der Appetit zwischen den Mahlzeiten wird auch seelischer Hunger genannt. Die meisten Diäten konzentrieren sich auf die Lebensmittel. Doch viel wichtiger ist es, die tiefer liegenden Motive für ungesundes Essverhalten zu hinterfragen. Die Ursache könnte zum Beispiel mangelndes Selbstvertrauen sein. Die österreichische Verhaltenstherapeutin Magister Claudia Schiefer, die in Wien eine Praxis für Ernährungsberatung, Psychotherapie und Lernberatung betreibt, betont: „Essen steht in großem Zusammenhang mit dem emotionalen Zustand eines Menschen.“

Die meisten Übergewichtigen wissen, wie gesunde Ernährung auszusehen hätte: viel Obst und Gemüse, wenig Fett und Zucker. Sie scheitern allein an der Umsetzung. Welche Rolle die Seele bei der Ernährung spielt, wird von den meisten Betroffenen unterschätzt. Wer sie beim Abnehmen mitberücksichtigt, erreicht sein Wunschgewicht leichter und kann es auch mit größerer Wahrscheinlichkeit halten. Es gibt verschiedene Esstypen. Manche Menschen bewältigen beispielsweise ihre negativen Emotionen durch übermäßiges Essen.

Essen kann Trost spenden und die innere Leere kurzfristig überbrücken

Magister Claudia Schiefer erklärt: „Von Babyalter an lernen wir, dass Essen nicht nur sättigt, sondern auch tröstet, indem es uns der Mutter näher bringt.“ Einige Menschen kompensieren auch ihre innere Leere durch das Essen. Der Gesellschaftstyp des Essers schätzt ein gutes Mahl im Kreise seiner Lieben. Er bevorzugt deftige Kost und süßen Nachtisch. Allerdings kann auch gesunde Nahrung schmecken und Genuss bereiten. Dann gibt es den Belohnungstyp des Essers. Brave Kinder bekommen Süßigkeiten. Das Unterbewusstsein hat also von klein auf gespeichert: Essen ist mit Belohnung gleichzusetzen.

Der Gewohnheitstyp des Essers schiebt sich achtlos immer wieder eine Kleinigkeit in den Mund. Auch Übriggebliebenes sowie Einladungen sind für ihn verlockend. Ein Ernährungsprotokoll kann diesem Esstyp einen Überblick darüber verschaffen, wie viel er den ganzen Tag über zu sich nimmt. Wichtig für Diätwillige ist es auch, den Unterschied zwischen Hunger und Appetit zu kennen. Hunger macht sich durch Magenknurren oder Leistungsabfall bemerkbar, während Appetit von außen durch Düfte oder Bilder angeregt wird.

Von Hans Klumbies