Der Mensch erkennt sich selbst in seinem Handeln

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel beschäftigte sich eingehend mit den Wechselwirkungen zwischen der Welt im Inneren und der Außenwelt. Zudem untersuchte er ihre Funktion für die Selbsttäuschung. Nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel erkennen wir uns selbst in unserem Handeln. Und das Handeln ist an sich sozial. Seine Bedeutung hängt weitgehend davon ab, wie es von anderen wahrgenommen wird. Matthew B. Crawford erläutert: „Die wesentliche Frage der Selbsterkenntnis lautet, wie wir uns anderen durch unser Handeln verständlich machen können. Nur dann können sie uns ein Spiegelbild von uns vorhalten.“ Für Georg Wilhelm Friedrich Hegel gibt es kein Selbst zu entdecken, das vor dem in der Welt seienden Selbst oder auf einer „tieferen Ebene“ als dieses existieren würde. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

Die Aufrichtigkeit ist ein Schlüsselelement

Daraus folgt, dass auch Individualität etwas ist, das man nur durch den Umgang mit anderen erreichen kann. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit man sich mit seinen Handlungen identifiziert und sie als seine eigenen erlebt? Matthew B. Crawford antwortet: „Wir würden wohl sagen, dass ihr wahres Selbst dasjenige ist, das in einer bestimmten Art von Handlung – jener Art, die nicht entfremdet ist – zum Vorschein kommt und vielleicht überhaupt erst entsteht.“ Man könnte auch sagen, die Aufrichtigkeit sei hier das Schlüsselelement.

Ob eine Handlung ein wahrer Ausdruck des Selbst ist, hängt demnach ausschließlich vom inneren seelischen Zustand des Handelnden ab. Menschen müssen zudem etwas darüber wissen, wie die Welt funktioniert. Nämlich über die in einer bestimmten Gesellschaft geltenden Normen für Meinungsäußerungen und Verhalten –, und die eigenen Handlungen im Licht dieses Normen verstehen. Der Handelnde kann nicht einseitig bestimmen, „was geschehen ist“, und die Bedeutung seines Handelns für andere ignorieren.

Andere müssen die Absicht einer Tat erkennen

Der amerikanische Philosoph Robert Pippin schreibt: „Wir haben eine Absicht erst dann erfolgreich verwirklicht, wenn uns auch andere die Tat und die Absicht zuschreiben, die wir uns selbst zuschreiben.“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel zufolge braucht man andere Menschen zur Überprüfung des eigenen Selbstverständnisses. Die Taten bringen das Wesen einer Person zum Vorschein. Und die Art und Weise, wie andere sie bewerten, hilft dabei, zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu gelangen.

Hier muss Matthew B. Crawford an die Wirtschaftswissenschaften denken. Wenn man in der Ökonomie vom Wert einer Sache spricht, meint man damit die Zuschreibung eines Wertes. Diese muss von der Gemeinschaft geteilt werden, um zuzutreffen. Das ist die Bedeutung des Preises einer Sache. Auch Georg Wilhelm Friedrich Hegels These erscheint Matthew B. Crawford richtig: „In der von Verantwortung geprägten Konfrontation zwischen unserem Selbst und der Welt außerhalb unseres Kopfes gewinnen wir ein schärferes Bild von beidem.“ Quelle: „Die Wiedergewinnung des Wirklichen“ von Matthew B. Crawford

Von Hans Klumbies

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