Der Literatur Kalender 2023 preist das Miteinander

Der Literatur Kalender 2023 hat diesmal Texte und Bilder aus der Weltliteratur über Momente des Miteinanders zusammengetragen. Von solchen beflügelnden oder inspirierenden, deprimierenden oder verzweifelnden Augenblicken erzählen 53 Schreibende. Die algerische Schriftstellerin Assia Djebar feiert in ihrem ersten preisgekrönten, autobiografisch geprägten Roman „La Soif“ das Leben: „Hin und wieder hatte ich in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen mit Freunden die Kinos und Kasinos von Algier besucht, hatte mit ihnen an regnerischen Sonntage Überraschungspartys gefeiert und an Autorennen teilgenommen, bei denen die Wagen im Wind so nervös zuckten wie junge Pferde.“ Ganz nah am Leben dran ist auch der Dichter F. C. Delius in seinem Gedicht „Fähre Schenkenschanz“. „Das Wasser tot und ich führt mich nicht / Ich mag es nicht zu sagen das Wort Glück / Du zeigst dem Kind die nahen Weiden und das Licht / Komm näher her ich halt dich diesen Augenblick.“

Verzweiflung und Leidenschaft liegen oft nahe beieinander

Die flammende und sie verzehrende Leidenschaft der US-amerikanischen Schriftstellerin Anaïs Nin wird mehr als deutlich, wenn sie an Henry Miller scheibt: „Heute nacht schmerzt alles, nicht nur die Trennung, sondern auch dieser schreckliche Hunger von Körper und Geist nach Dir, den Du jeden Tag größer machst, weiter entfachst … Spür mich, Dich umarmend, wie ich Dich nie zuvor umarmt habe, tiefer, trauriger, verzweifelter, leidenschaftlicher.“ Anaïs Nin schrieb schon als Jugendliche Tagebücher, später auch Romane und erotische Erzählungen.

Der afroamerikanische Schriftsteller Ralph Ellison fordert in einem Interview: „Meine Frage ist nicht, ob ich die amerikanischen Werte akzeptiere oder ablehne, sondern wie es mit gelingen kann, diese maximal mitzugestalten. Zudem geht es darum …, die Ideale, die einst so schicksalhaft niedergeschrieben wurden, endlich verwirklicht zu sehen.“ Im Jahre 1953 erhielt er für seinen Roman „The Invisible Man“ den National Book Award. Danach erhielt Ralph Ellison zahlreiche weitere Ehrungen und Ehrenämter.

David Foster Wallace kritisiert den modernen Lebensstil

In ihrem Erinnerungsbändchen „Das Leben meiner Mutter“ analysiert die britische Literaturnobelpreisträgerin von 2007 Doris Lessing schonungslos das emotionale Defizit ihrer Mutter und ihre eigenen Gefühle: „Meine Erinnerungen an sie [meine Mutter] bestehen aus lauter Feindseligkeit, Kampf und dem Gefühl, ausgeschlossen zu sein; aus Schmerz darüber, dass das zweieinhalb Jahre später geborene Baby so sehr geliebt wurde und ich nicht.“ Ihr Hauptwerk „The Golden Notebook“ veröffentlichte sie im Jahr 1962.

Schonungslos kritisiert der amerikanische Autor David Foster Wallace den Massentourismus: „Es liegt in der Natur des Massentouristen, dass er gerade das Unberührte, das er erschließen und genießen will, vernichtend berührt […] Als Tourist mag man ökonomisch bedeutsam sein, doch aus existenzieller Sicht verwandelt man sich in eine widerwärtige Schmeißfliege auf einem Kadaver.“ David Foster Wallace gilt als einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen US-amerikanischen Literatur.

Der Literatur Kalender 2023
Momente des Miteinander
Elisabeth Raabe (Hg.), Gestaltung Max Bartholl
Verlag: edition momente
60 Blätter / 53 Fotos farbig, Auflage: 2022
ISBN: 978-3-0360-2023-5, 24,00 Euro

Von Hans Klumbies

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