Der Literatur Kalender 2020 rückt erstmals die ganze Vielfalt internationalen literarischen Lebens ins Blickfeld und zeigt unbekannte und bekannte Autorinnen und Autoren über Zeiten und Ländergrenzen hinweg. Die Beiträge handeln vom Glück und Leid des Seins. Die erste Seite ist einem Weltstar der Literatur gewidmet: Umberto Eco. Er war immer missmutig, wenn er spürte, dass einer seiner Romane dem Ende entgegengeht. Das Schöne, die wahre Freude war, sechs, sieben, acht Jahre lang – möglichst ewig – in einer Welt zu leben, die er sich nach und nach erbaute, bis sie seine eigene wurde: „Die Traurigkeit beginnt, wenn der Roman zu Ende ist.“ Dieses Geständnis stammt aus seinem autobiografischen Essay „Wie ich schreibe“. Es offenbart seine glücklichen wie leidvollen Erfahrungen, die vermutliche denen seiner erzählenden Kolleginnen und Kollegen weltweit ähneln.
Anna Achmatowa und Friedrich Hölderlin zählen zu den Ausnahmekönnern der Lyrik
Zu den herausragenden Persönlichkeiten der Literatur zählt auch die russische Lyrikerin Anna Achmatowa. Einer ihrer letzten Verse aus dem Jahr 1964 lautet: „Weißer als Kreide der Sand auf dem Grund, die Luft berauschend wie Wein und der Kiefer entblößter leib rosig im Abendsonnenschein. Und diese Abendsonne in Ätherwolken ist so, dass ich nicht weiß, ob jetzt der Tag, ob jetzt die Welt zu Ende geht, ob der Geheimnisse Geheimnis wieder in mir war.“
Mit Friedrich Hölderlin folgt sogleich ein weiteres Mitglied aus dem Olymp der Lyrikergilde. Am 20. Marz 2020 jährt sich sein 250. Geburtstag. In Laufen wird sein mutmaßliches Geburtshaus zugänglich sein, im sanierten Hölderlinturm in Tübingen eine multimediale Dauerausstellung eröffnet. Friedrich Hölderlin dichtete: „ Und wenig Wissen, aber der Freude viel ist Sterblichen gegeben, warum, o schöne Sonne, genügst du mir, du Blüte meiner Blüten! am Maitag nicht? Was weiß ich Höhers denn? O dass ich lieber wäre wie Kinder sind! Dass ich, wie Nachtigallen, ein sorglos Lied von meiner Wonne sänge!“
Die Mutigen nehmen Niederlage oder Lorbeer mit Gleichmut hin
In Europa eher unbekannt dürfte die Lyrikerin Maya Angelou sein, die das weibliche Gesicht der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung war. Sie war mit Martin Luther King und Malcom X befreundet, machte Wahlkampf für Barack Obama. Ihre Autobiografie „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ machte sie international bekannt. Sie schreibt: „Es mag genügen zu wissen, dass es die Leidenschaft unserer Dichter, Prediger, Musiker und Bluessänger war, die uns die Kraft gab, zu überleben.“
Zu den Weltstars der Literaturszene zählte dagegen der Amerikaner Philip Roth, der auf die Frage einer Vogue-Journalistin nach der ersten Begegnung 1975 mit seiner Frau Claire Bloom folgende Antwort gab: „Sie kam mit einem geilen Typen. Ich hatte das Auto.“ Eine weitere Verkörperung eines Weltliteraten, der mit seinen Werken Weltliteratur schuf war der argentinische Erzähler, Lyriker, Essayist und Bibliothekar Jorge Luis Borges, von dem der folgende Satz stammt: „Glücklich sind die Mutigen, die mit Gleichmut hinnehmen Niederlage oder Lorbeer.“
Der Literatur Kalender 2020
Vom Glück & Leid des Seins
Mit Texten und Bildern aus der Weltliteratur
Hg. Von Elisabeth Raabe
Gestaltet von Max Bartholl
60 Bl. / 55 Fotos / farbig
ISBN: 978-3-0360-2020-4 22,00 Euro
Von Hans Klumbies