Der leidvolle Konflikt zwischen Frau und Mutter

Die französische Philosophin Elisabeth Badinter glaubt, dass es in Frankreich für Mütter in Zukunft nicht mehr so leicht sein wird, Beruf und Familie zu vereinbaren. Das französische Modell ist bedroht, denn es setzt sich immer mehr ein neues Bild der „guten Mutter“ durch. Viele Französinnen kehren zur traditionellen Mutterrolle zurück, indem sie Wegwerfwindeln und industrielle Babynahrung strikt ablehnen. Diese Frauen stillen ihre Kinder so lange es geht, gehen keinem Job nach und kümmern sich nur um ihren Nachwuchs. Elisabeth Badinter fürchtet, dass sich immer weniger Frauen in Frankreich diesem neuen Mutterbild verweigern können.

Die finanzielle Unabhängigkeit der Mütter ist bedroht

In Frankreich wurde bis jetzt eine Mutter nicht als schlechte Mutter bezeichnet, wenn sie ihr Kind in andere Frauenhände gab, um sofort wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen. Für Elisabeth Badinter war dies ein riesiges Glück für Frankreichs Frauen. Inzwischen haben aber die Frauen, die in der Regel in Frankreich und in Deutschland ein Viertel weniger verdienen als die Männer, das Gefühl, dass sie in ihrer Doppelrolle von Beruf und Familie zu stark in Anspruch genommen werden. Die jungen Frauen fragen sich, ob es nicht sinnvoller ist, sich als gute Mutter ausschließlich um das Wohlergehen der eigenen Kinder zu kümmern.

Außerdem stehen die angehenden Mütter in Frankreich unter dem Einfluss der Ökologiebewegung, die in Frankreich stark auf dem Vormarsch ist. Die Babynahrung muss wieder in Eigenproduktion hergestellt, die biologischen Stoffwindeln selbst gewaschen werden. Das ist zeitaufwendig und zwingt die Mütter, sich in der Hauptsache um den Haushalt zu kümmern. Elisabeth Badinter beklagt, dass die Frage nach der finanziellen Unabhängigkeit der Frauen immer mehr aus dem Blickfeld der Politik verschwindet.

Mutterliebe ist eine Erfindung der Gesellschaft

Inzwischen rechnet laut Elisabeth Badinter die Generation der dreißigjährigen Frauen mit ihren Müttern ab. Sie klagen ihre Mütter an, sich nicht um sie gekümmert zu haben und sich stattdessen zwischen Beruf und Familie aufgerieben haben. Die Dreißigjährigen wollen mit ihren Kindern nicht so lieblos umgehen. Elisabeth Badinter findet es beängstigend, dass sich die Mütter wieder ihrer natürlichen Bestimmung als „Säugetiere“ nähern sollen. Für die Philosophin ist eine Mutter mehr als ein von Hormonen gesteuertes Wesen.

Elisabeth Badinter ist fest davon überzeugt, dass die Mutterliebe nicht ein angeborener Instinkt, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt ist. Sie kennt in Frankreich viele Frauen, die keinerlei Lust danach verspüren, mit ihrem Kind im Sandkasten zu spielen. Die Zeit, die eine Frau mit ihrem Nachwuchs verbringt, hat nur dann positive Auswirkungen, wenn die Frau es wirklich gerne macht. Die französische Philosophin rät dringend dazu, die Rolle der Mutter bei der Erziehung nicht zu hoch einzuschätzen. In ihrem Buch „Der Konflikt: Die Frau und die Mutter“ beschreibt sie unter anderem die beschränkte Wirkung jeglicher Erziehung.

Von Hans Klumbies

1 Gedanke zu „Der leidvolle Konflikt zwischen Frau und Mutter“

  1. elisabeth badinter hat völlig recht. zuerst kommt die frau – das empfand ich als weiblicher mensch schon früh und habe mich bewusst nicht auf die rolle (auch wegen der gesellschaftl. ungleichbehandlung zwischen den geschlechtern) und die erwartungshaltung der mutterschaft festgelegt. und mit dieser erwartungshaltung werden heute frauen weiter konfrontiert . als frau bin ich sogar glücklich ohne partner und kinder .
    auch dieser artikel klärt auf.
    http://rabenmuetter.blogspot.com/2010/03/wie-mama-eine-frau-bleiben-kann.html

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