Der falsche Verdacht einer Nahrungsmittelallergie

Etwa 20 Prozent der Deutschen sind davon überzeugt, allergisch auf ein oder mehrere Lebensmittel zu reagieren. Jörg Kleine-Tebbe, Allergologe am Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin gibt Entwarnung: „Nach gründlicher Untersuchung bleiben aber nur ungefähr zwei Prozent übrig, die eine echte Lebensmittelallergie haben.“ Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine amerikanische Expertenkommission, die jüngst ihren Bericht dem US-Nationalinstitut für Allergien und Infektionskrankheiten in Bethesda, Maryland, vorstellte. In Amerika reagieren etwa vier Prozent der Erwachsenen und fünf Prozent der Kinder allergisch auf Lebensmittel. Allerdings ist fast jeder dritte Amerikaner davon überzeugt, an einer Lebensmittelallergie erkrankt zu sein.

Fettreiche Seefische schützen vor der Entwicklung von Allergien

Allergologen empfehlen einen möglichst bunten Speiseplan. Das gilt vor allem für Kinder, solange sich noch keine Allergien entwickelt haben. Torsten Schäfer, Allergologe in Ratekau und Mitautor der aktuellen Leitlinie zur Allergieprävention empfiehlt sogar, Kindern möglichst früh jene Lebensmittel zu füttern, die als besonders Allergie auslösend gelten. So schützt zum Beispiel Fisch scheinbar sogar vor der Entwicklung von Allergien. Torsten Schäfer sagt: „Das ist ein nachgewiesenermaßen präventiv wirksames Lebensmittel. Das gilt vor allem für fettreiche Seefische wie Makrele, Lachs und Hering mit ihrem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren.“

Auf bestimmte Nahrungsmittel muss ein Kind erst dann verzichten, wenn tatsächlich eine Nahrungsmittelallergie diagnostiziert worden ist. Im Alter von ein bis drei Jahren entwickeln Kinder Allergien auf Erdnüsse, Nüsse, Hühnerei, Kuhmilch, Fisch und Soja. Zwei bis vier Prozent der Kinder in Deutschland sind davon betroffen. Je früher Allergien aber im Leben auftauchen, desto größer ist die Chance, dass sie wieder von selbst verschwinden. Jörg Kleine-Tebbe bestätigt diese These: „Der junge Körper entwickelt bei den meisten Allergenen offenbar doch wieder eine Toleranz, wir können allerdings noch nicht erklären, warum das so ist.“

Eine Erdnussallergie kann tödlich sein

Wer dagegen erst in höherem Alter eine Allergie entwickelt, dem bleibt sie in dem meisten Fällen auch erhalten. Die wichtigste Strategie ist in solchen Fällen tatsächlich, diejenigen Lebensmittel zu meiden, die für die Allergie verantwortlich sind. Aber erst dann, wenn der Facharzt die Diagnose Lebensmittelallergie gestellt hat. Denn fünf bis zehn Prozent der Deutschen zeigen bei bestimmten Nahrungsmitteln Symptome einer Allergie, obwohl sie in Wirklichkeit nur einen Heuschnupfen haben. Sie sind allergisch auf Birkenpollen oder genauer auf Bet-v-1.

Eine Allergie vom Allergologen genau prüfen zu lassen, kann im Extremfall über Leben und Tod entscheiden, vor allem bei einer Erdnussallergie. Es kann lebensbedrohlich werden, wenn in einem solchen Fall das Immunsystem auf die stabilen Speicherproteine in der Erdnuss anspricht. Schlimmstenfalls versagt dann das Herz-Kreislauf-System und die Betroffenen sterben an deinem anaphylaktischen Schock. Etwa ein Prozent der Deutschen leben mit dieser Erdnussallergie, die zum Tod führen kann.

Von Hans Klumbies