Der biologische Beweis der Existenz des freien Willens

Der Zoologe Björn Brembs beweist die Existenz des freien Willens in der Biologie durch die Ergebnisse seiner Experimente mit Fruchtfliegen. Für ihn geht es bei der Willensfreiheit im Wesentlichen um die Fähigkeit, in der gleichen Situation unterschiedlich zu handeln. Das heißt auf bestimmte Reize einmal so und einmal anders zu reagieren oder auch einfach ohne äußerlichen Anreiz zu handeln. Björn Brembs sagt: „Und diese Variabilität des Verhaltens finden wir auch schon bei Fruchtfliegen.“ Er schränkt allerdings ein, dass der freie Wille der Fruchtfliege weniger frei ist als der des Menschen. Er widerspricht damit manchen Gehirnforschern, die behaupten, der freie Wille an sich sei nur eine Illusion.

The Harvard Law of Animal Behavior

Björn Brembs ist der Ansicht, dass in der öffentlichen Diskussion über den freien Willen, die Thesen zu sehr vereinfacht werden. Er sagt: „Dass es keinen freien Willen im klassischen Sinn gibt, heißt ja noch lange nicht, dass unser Gehirn so vorhersagbar ist wie ein Räderwerk. Auch die betreffenden Neurobiologen lassen etwas Freiheit und Raum für Kreativität.“ Björn Brembs glaubt, dass sie einzig gegen die dualistische Idee kämpfen, die behauptet, dass es einen von der Materie losgelösten Geist gibt, der Entscheidungen treffen kann.

Der Zoologe Björn Brembs hat bei seinen Versuchen mit Fruchtfliegen herausgefunden, dass hier für jede einzelne Beobachtung das so genannte Harvard Law of Animal Behavior gilt: „Unter exakt kontrollierten Versuchsbedingungen macht ein Tier genau das, wozu es gerade Lust hat.“ Er versucht jetzt herauszufinden, was diesem Gesetz neurobiologisch zugrunde liegt. In der Natur ist die Variabilität der Handlungen von Tieren vor allem wichtig, um nicht das leichte Opfer von Raubieren zu werden oder sich gut an neue Umgebungen anzupassen.

Der freie Wille des Menschen ist unabhängig vom Bewusstsein

Björn Brembs ist davon überzeugt, dass ein Lebewesen möglichst vieles ausprobieren muss, wenn es in einer sich verändernden Umwelt die beste Strategie zum Überleben finden will. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass das Gehirn diese Variabilität kontrollieren kann. Der Zoologe erklärt: „Wenn ein Tier – oder Mensch – sich in einer neuen Situation zurechtfinden muss, regelt es die zufällige Komponente hoch, wenn es eine bekannte Sache möglichst effizient tun will, regelt es sie runter.“

Beim freien Willen ergibt sich laut Björn Brembs eine Kombination aus Zufall und Vorhersagbarem, ein Mittelding zwischen Freiheit und Determinismus. Seit der Evolutionstheorie von Charles Darwin ist bekannt, dass bei der Evolution Zufälle und richtunggebende Prozesse, nämlich Mutation und Selektion zusammenwirken. Für den Menschen hieße das, er würde zuerst handeln und hinterher die Gründe dafür erfinden. Björn Brembs sagt: „Studien zeigen, dass auch viele menschlichen Entscheidungen hinterher vom Bewusstsein rationalisiert werden.“

Björn Brembs ist fest davon überzeugt, dass der freie Wille unabhängig vom Bewusstsein ist. Der Mensch hat verschiedene Möglichkeiten des Verhaltens und diverse Optionen bei Entscheidungen. Der Zoologe stellt sogar die Hypothese auf, die Hauptaufgabe des Gehirns sei, eine Balance zwischen Freiheit und Determinismus zu finden.

Von Hans Klumbies