Obwohl David Hockney seit seiner Kindheit malt, was er bis heute nicht, was auf seinen Bildern in der nächsten Sekunde passieren wird. Wenn er sich einer gesellschaftlichen Gruppe zugehörig fühlt, dann der Boheme. Denn ohne Tabakrauch und Drogen gibt es sie nun einmal nicht. Als im November 2018 sein Bild „Portrait of an Artist“ in New York für rund 90 Millionen Dollar versteigert wurde, avancierte David Hockney zum teuersten lebenden Künstler. Das Gemälde ist die Darstellung einer traumatischen Trennung. Am Rand des Swimmingpools steht Peter Schlesinger, die erste große Liebe des Künstlers, der ihn kurz zuvor verlassen hatte. Unter Wasser schwimmt Schlesingers neuer Freund. Der britische Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Fotograf David Hockney gilt als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
David Hockney malt im Hier und Jetzt
Auf die Frage, ob das Ende einer Liebe weniger weh tut, wenn man sie gemalt hat, antwortet David Hockney: „Ja, wenn die Trennung zu einem künstlerischen Darstellungsproblem wird, gewinnt man Abstand. Unglück und Traurigkeit werden zu Arbeitsmaterialien, und man schaut sich selbst wie von außen zu.“ Als ein Beispiel nennt David Hockney den Maler Vincent van Gogh. Er liebte das Malen und verbrachte den größten Teil seines Lebens damit. Er führte also ein Leben der Liebe.
Seine Biografen dagegen behaupten, sein Leben hätte aus Einsamkeit, Schmerz und Depression bestanden. Dieses Missverständnis durchzieht fast alle Biografien, die über Künstler geschrieben werden. David Hockney malt jeden Tag, denn es geht ihm nicht besonders gut, wenn er etwas anderes macht. Er selbst bezeichnet sich als Maler, der im Hier und Jetzt malt und nicht zurückschaut. Denn Nostalgie ist seiner Meinung nach eine uninteressante Geisteshaltung und die einzige mögliche Art, ein Bild zu besitzen, ist es zu malen.
David Hockney malt seine Bilder ausschließlich für sich selbst
David Hockney verfolgt die immer neuen Rekorde auf dem Kunstmarkt nicht. Weil solche Summen verrückt sind, versucht er den Kunstmarkt so weit wie möglich zu ignorieren. Das einzig Gute an astronomischen Preisen ist, dass sie einem Bild Schutz und sorgfältige Pflege garantieren. Wer Millionen ausgibt, will, dass sein Anlageobjekt in bestmöglicher Verfassung bleibt. Nur dann kann es zu gegebener Zeit mit maximalen Profit weiterverkaufen. Für einen Künstler wie David Hockney ist das ein beruhigendes Gefühl.
Auf die Frage, an wen er beim Malen denkt, antwortet David Hockney: „An niemanden. Ich male meine Bilder ausschließlich für mich selbst. Hoffe aber, dass das, was ich interessant finde, auch für andere interessant ist.“ Er würde allerdings auch malen, wenn sich niemand für seine Bilder interessieren würde. Ohne das Malen wüsste er nichts mit sich anzufangen und würde sich vollkommen überflüssig fühlen. Sinn und Zweck seiner Bilder sind Vergnügen und Freude. Zu mehr sind sie nicht gedacht. Quelle: Süddeutsche Zeitung Magazin
Von Hans Klumbies