David Brooks stellt ein umfassendes Bild vom Menschen auf

Der amerikanische Journalist, der für die New York Times schreibt und ein Buch mit dem Titel „Das soziale Tier“ veröffentlicht hat, ist davon überzeugt, das Menschen viel besser durch Geschichten lernen als durch Argumente. Eine große Rolle spielt dabei auch die Macht und die Wichtigkeit von Emotionen. Bei seinen Recherchen war er geschockt darüber, wie massiv das Unterbewusstsein die Meinungen und Entscheidungen eines Menschen beeinflusst, da er seinen Geist nicht direkt kontrollieren kann. Aber ein Individuum hat die Möglichkeit, seine Umwelt zu beeinflussen und darüber dann auch sein Denken. David Brooks erklärt: „Ich meine, dass die Menschen über die Jahrhunderte gelernt haben, ihr Umfeld zu strukturieren und ihr Unbewusstes dadurch auch zu beeinflussen. Durch Manieren, durch Regeln, durch gesellschaftlich geteilte Erziehungsideale.“

Die Menschen sind Erben sinnvoller Regeln und Gewohnheiten

David Brooks glaubt, dass die Menschen gelernt haben, ihr Unbewusstes durch solche Dinge in eine positive Richtung zu erziehen. Er ergänzt: „Der freie Wille mag zwar eingeschränkter sein, als wir das früher geglaubt haben, aber wir sind gesellschaftlich anpassungsfähig und wir haben das große Glück, die Erben sinnvoller Regeln und Gewohnheiten zu sein.“ Dabei definiert David Brooks konservativ in dem Sinne, dass eine graduelle, schrittweise Evolution immer besser ist als eine Revolution, die alles in Frage stellt und nach der nichts mehr gilt, was vorher mit Sinn behaftet war.

Eltern rät David Brooks, nicht zu versuchen, ihre Kinder in irgendeiner radikalen neuen Weise zu erziehen. Eher sollten sie sich seiner Meinung nach an die Weisheiten halten, die sich über große Zeiträume hin entwickelt haben. David Brooks ergänzt: „Man sollte als Mensch auch eher versuchen, sich in einer Tradition zu bewegen, in einer Lebensart, die die vorherigen Generationen mit geprägt haben.“

Die wichtigste Entscheidung im Leben ist die der Partnerschaft

David Brooks schreibt in seinem Buch „Das soziale Tier“, dass die mit Abstand wichtigste Entscheidung im Leben die der Partnerschaft ist, das heißt, ob man mit jemandem sein Leben verbringen will und wenn ja mit wem. Nicht zuletzt wegen der Kinder spricht er sich für die traditionelle Form der Familie aus. David Brooks begründet dies wie folgt: „Es gibt ja auch starke Beweise, dass Kinder in geordneten Verhältnissen aufwachsen müssen. Sie brauchen Strukturen und Verlässlichkeit. Sie entwickeln sich in der Regel viel besser, wenn die Regeln zu Hause klar sind. Sie entwickeln sich auch besser, wenn es im Haushalt zwei Erwachsene gibt.“

Durch Lernen und Interaktion mit anderen Menschen kann man laut David Brooks soziale Kompetenzen erwerben. Das ganze Temperament einer Person kann sich verändern, je nachdem, in welcher Gruppe sie sich bewegt. David Brooks fügt hinzu: „Die Wissenschaft zeigt uns sehr deutlich, wie formbar, wie veränderlich wir sind. Selbst im Alter von achtzig kann das Hirn sich neu schalten, können sich Menschen verändern.“ Daher ist es für David Brooks völliger Unsinn, die Gene als Fesseln zu begreifen, die einen Menschen einschränken.

Von Hans Klumbies