Das Prinzip der Evolution

Eltern haben immer wieder Nachkommen, die Unterschiede zur Art aufweisen. Wenn sich für solche Variationen neue Lebensräume öffnen und sie Vorteile bei der Fortpflanzung haben, dann entstehen manchmal neue Arten. Die Evolution verläuft nicht in Sprüngen, sondern ist ein allmählicher Prozess, der zumeinst in unzähligen, zunächst unscheinbaren Veränderungen vor sich geht. Diese Abweichungen verschaffen ihren Trägern entweder Vor- oder Nachteile. Im Konkurrenzkampf um die begrenzten Ressourcen setzen sich von den Nachkommen jeder Generation diejenigen Individuen durch, die am besten an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst sind. Es findet eine natürliche Auslese statt.

Die Entstehung neuer Arten

Auf diese Weise entstehen über einen Zeitraum, der viele Generationen umfasst, neue Arten, die zwar miteinander in einem Verwandtschaftsverhältnis stehen, aber sich nicht mehr untereinander fortpflanzen können, da sich die Gene zu stark unterscheiden. Auch der Mensch ist in der Theorie der Evolution ein zufälliges Produkt von Veränderungen und der natürlichen Auslese. Selbst die Theorien über die Evolution waren im Lauf der Geschichte Veränderungen unterworfen. Charles Darwin und Alfred Russel Wallace waren nicht die ersten, die das Prinzip der Entstehung der Arten wissenschaftlich untersuchten.

Bereits 1.000 Jahre vorher erklärte der Gelehrte Uthman al Jahith in Bagdad auf ähnliche Weise, wie neue Arten entstehen. Im 18. Jahrhundert stellte Immanuel Kant die These auf, dass die starke Ähnlichkeit mancher Organismen auf einen gemeinsamen Ursprung hinweisen. Auch der schwedische Naturforscher Carl von Linné hatte beobachtet, dass sich die Arten verändern können. Heute diskutieren Naturwissenschaftler nicht nur über die Evolutionstheorie von Charles Darwin, sondern auch über ähnliche Theorien, die sich nicht im Grundprinzip unterscheiden, sondern nur die Einflussfaktoren für die Veränderungen verschieden gewichten.

Nur die Besten überleben

Die Evolution schreitet nicht gezielt in eine Richtung fort und die Organismen passen sich auch nicht geplant an die Umwelt an. Es überleben einfach diejenigen, die an die jeweilige Umgebung am besten angepasst sind. Dennoch werden seit Jahrtausenden die Prinzipien der Evolution gezielt bei der Tier- und Pflanzenzucht genutzt. In diesem Fall trifft nicht die Natur die Auswahl, sondern der Züchter trifft die Entscheidung, welche Eigenschaften er in den nächsten Generationen vererbt haben möchte.

Auch heute entstehen noch ständig neue Arten, deren Entwicklung aber meist so langsam abläuft, dass sie der Mensch nicht wahrnehmen kann. Die Evolution des Menschen selbst hat sich seit der Einführung der Landwirtschaft vor etwa 10.000 Jahren, im Gegensatz zu den Zeiten davor, beschleunigt. Sie ist noch längst nicht abgeschlossen, auch wenn die Evolutionsforscher nicht sagen können, welche natürlichen oder gesellschaftlichen Auswahlfaktoren die aktuelle und zukünftige Richtung bestimmen.

Von Hans Klumbies