Das Leben der Menschen hängt vom Wasser ab

Josef H. Reichholf schreibt: „Unser Leben hängt vom Wasser ab. Biologisch sind wir jedoch nicht auf einen sparsamen Umgang mit Wasser eingerichtet. Wir müssen viel trinken, weit mehr als Säugetiere vergleichbarer Körpermasse, um die die täglichen Verluste durch die Abgabe von Harn auszugleichen.“ Mehr noch verlangen körperliche Anstrengung und das damit verbundene Schwitzen. Der Wasserbedarf für die Zubereitung von Nahrung kommt hinzu. Waschen und Kochen, Entsorgung von „Abwasch“ und anderem Müll ergeben nicht nur in unserer sehr verschwenderisch mit Trinkwasser umgehenden Form von Zivilisation eine ungleich größere Tageswassermenge, als dem rein physiologischen Bedarf entspricht. Die monatlichen oder jährlichen Wasserrechnungen enthalten die Mengenangaben. Sie kommen uns teuer, Tendenz steigend. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

Verschmutztes Wasser löst sehr viele Krankheiten aus

Weil Beschaffung und Bereitstellung sauberen Wassers immer aufwendiger werden. Verschmutztes Wasser löst global sehr viele Krankheiten aus. Als Ursache von Todesfällen rangiert es in der Spitzengruppe. All dies ist längst bekannt. Es soll hier nicht weiter vertieft werden. Josef H. Reichholf betont: „Vielmehr dient der Hinweis dazu, die krasse Diskrepanz zwischen dem hohen Wert des Wassers und unserem geradezu sorglosen Umgang damit zu verdeutlichen.“ Für akute Gefahren gibt es den intuitiv sofort verständlichen Ausdruck vom „Spiel mit dem Feuer“.

Nichts dergleichen ist auf das Wasser gerichtet, sieht man von „Geldwäsche“ und „Reinwaschen“ ab. Vielleicht sind solche Ausdrücke ein Indiz für den Umgang mit Wasser. In alten Zeiten hatte seine Verteilung Vorrang. Wasserrechte wurden vergeben oder in Anspruch genommen. Josef H. Reichholf stellt fest: „Jemandem „das Wasser abzugraben“ gehörte sich nicht und gab nicht selten Anlass für Streitigkeiten, auch zwischen Völkern und Staaten.“

Wasser galt wie die Luft als Allgemeingut

Um das Graben selbst ging es dabei nicht, auch nicht um Kanäle oder Schöpfwerke. Sondern um die Menge. Wasser galt wie die Luft als Gemeingut. Es einem Fluss abzuleiten und über Bewässerungsanlagen gleichsam Tropen für Tropfen der Erzeugung von Nahrung zukommen zu lassen war eine Frage des guten Managements. Josef H. Reichholf erklärt: „Die Ackerwirtschaft entstand und florierte an Flüssen, denen dazu Wasser abgezweigt wurde, wie im antiken Zweistromland von Euphrat und Tigris, am unteren Indus in der Harappa-Kultur und am Nil mit seinen fruchtbringenden Fluten.“

Ähnlich verhielt es sich an den ostasiatischen Strömen und letztlich überall, wo das Klima für Ackerbau geeignet war. Josef H. Reichholf fügt hinzu: „Frühzeitig – die Anfänge verlieren sich im Dunkel der Geschichte – finden die Menschen in diesen Flussoasen-Kulturen auch damit an, die Kraft des Wassers zu nutzen. Sie bauten Schöpfwerke und bald auch Mühlen zum Mahlen von Getreidekörnern.“ Nachdem das Schöpfradprinzip erkannt war, ließ es sich über das Windrad benutzen, Wasser aus der Tiefe, aus dem Grundwasser, nach oben zu pumpen. Quelle: „Flussnatur“ von Josef H. Reichholf

Von Hans Klumbies