Die Gesellschaft bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Die verschiedenen Familien und Einzelpersonen bilden laut Friedrich Hegel eine von Interessen und Begierden bestimmte bürgerliche Gesellschaft, die der Philosoph auch als äußeren Staat, Notstaat oder Verstandesstaat bezeichnet. Eigentlich wollen die Menschen für sich sein, können aber ihre partikulären Zwecke nur erfüllen, wenn sie mit anderen zusammenwirken. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Arbeit zu, durch die eine allgemeine wechselseitige Vermittlung der Befriedigung stattfindet. Die Arbeitsgesellschaft muss die Spannungen aushalten, die auftreten, wenn verschiedene Menschen aufeinander treffen, die ihre Einzelinteressen befriedigen wollen.

Die Vor- und Nachteile der Arbeitsteilung

In dieser Konstellation ist der Einzelne gezwungen, sein Verhalten und seine Meinung auf eine Ebene der Allgemeinheit zu transformieren, wodurch laut Friedrich Hegel der Notstaat durch ein Sein für andere überwunden werden kann. Friedrich Hegel betont nicht nur die Wichtigkeit der Arbeit für die bürgerliche Gesellschaft, sondern erkennt vor allem die Besonderheit der modernen Arbeitsteilung in immer abstraktere und speziellere Teilbereiche. Der Philosoph weist sowohl auf die Vorteile als auch die Nachteile dieser Spezialisierung hin.

Die Arbeit wird zwar leichter und produktiver, dafür aber auch immer stumpfsinniger. Weil der Mensch mit immer mehr Menschen in Kontakt kommt, wird er von gesellschaftlich-wirtschaftlichen Beziehungen immer abhängiger. Außerdem drohen viele Menschen durch Maschinen ersetzt zu werden, wodurch sie ihre Arbeit verlieren. In diesem Fall trennt sich die bürgerliche Gesellschaft von ihren Bürgern.

Der Körper des Arbeiters ist für Hegel kein Eigentum im rechtlichen Sinn, da er von der Person nicht abtrennbar ist. Er ist deshalb kein Gegenstand einer vertraglichen Veräußerung. Vom Arbeiter kann daher nie der Verkauf seiner gesamten körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit verlangt werden. Der Verkauf des gesamten Körpers wäre nichts anderes als Sklaverei. Auf dem Arbeitsmarkt darf also grundsätzlich nur ein begrenzter Teil der körperlichen und geistigen Leistungskraft gehandelt werden.

Die drei Stände der bürgerlichen Gesellschaft

Die bürgerliche Gesellschaft setzt sich nach Hegel aus drei Ständen zusammen. Den ersten Stand bezeichnet er als den substantiellen oder natürlichen Stand. Er definiert ihn über das Vermögen und die Tätigkeit im Zusammenhang mit Grund und Boden. Dieser Bereich der Urproduktion bildet die Grundlage des bürgerlichen Notstaates. Den zweiten Stand bezeichnet Hegel als den reflektierten.

Die eigentliche Wohlfahrt und Potenz der bürgerlichen Gesellschaft hängt von der Leistungsfähigkeit dieses zweiten Standes ab. Zu ihm gehören das Handwerk, der Handel und die freien Berufe. Der dritte, denkende Stand kümmert sich um die allgemeinen Interessen der Gesellschaft. Seine größte Bedeutung liegt auf dem eigentlich Politischen, der Ebene des Staates.

Hegels Stände kann man im modernen Sinn bereits als Klassen bezeichnen, als Berufs- und Funktionsgruppen, die dem einzelnen Menschen nicht mehr vorgegeben sind. Der Mensch wählt sie, je nach dem, welches Auskommen, welche Arbeit und welchen Beruf er, seiner Begabungen und Neigungen nach, ergreift. Der Stand definiert sich also durch die besonderen Leistungen, die seine Mitglieder erbringen.

Kurzbiographie: Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde am 27. August 1770 in Stuttgart geboren. Am Evangelischen Stift in Tübingen studierte er zusammen mit Friedrich Hölderlin und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling von 1788 bis 1793 Theologie und Philosophie. Von 1801 bis 1806 war er als Privatdozent und außerordentlicher Professor in Jena tätig. 1816 wurde er als ordentlicher Professor für Philosophie nach Heidelberg berufen, zwei Jahre später an die Friedrich-Wilhelms-Universität nach Berlin. Friedrich Hegel starb am 14. November 1831 während der letzten Berliner Choleraepidemie.

Von Hans Klumbies