Das Gehirn des Menschen ist zeitlebens formbar

So recht scheinen viele Menschen bis heute allesamt nicht zu wissen, wer sie sind. Suchende bestenfalls, aber als solche laufen sie eben auch ständig Gefahr, sich zu verirren. Das unterscheidet den Menschen von den Tieren. Bei denen sind entweder einzelne körperliche Merkmale so spezialisiert herausgebildet, dass sie gar keine andere Möglichkeit haben, als so zu leben, wie es diese besondere Beschaffenheit ihres Körpers vorgibt: als Forelle im Bach oder als Adler in der Luft. Das Gehirn eines Menschen ist sehr viel formbarer als das eines Tieres. Gerald Hüther ergänzt: „Nicht nur während der Phase der Hirnentwicklung, sondern zeitlebens können dort neue Erfahrungen in Form neuronaler Vernetzungen und Verschaltungsmusterverankert werden. Und im Verlauf unserer bisherigen Entwicklung haben wir Menschen überall auf der Welt gelernt, unsere eigene Lebenswelt immer besser nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten.“ Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

Der Lebensstil des Westens dient weltweit als Vorbild

Zwangsläufig hat sich das enorm plastische menschliche Gehirn dabei so strukturiert, dass ein Individuum mit diesen erfahrungsabhängig herausgeformten und stabilisierten Verschaltungen in der Lage waren, sich möglichst gut in dieser von Menschen gestalteten Lebenswelt zurechtzufinden. Und wenn sich diese später doch noch als irgendwie unzulänglich erwies, entwickelten die Vorfahren der heutigen Menschen entsprechende Vorstellungen davon, wie es besser gehen könnte, und versuchten diese dann umzusetzen.

Gerald Hüther stellt fest: „Inzwischen sind wir im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung angekommen, und die in der westlichen Welt entwickelten Vorstellungen davon, worauf es im Leben ankommt, beginnen sich weltweit auszubreiten.“ Sehr viele Menschen aus sogenannten Entwicklungsländern würden nun gern auch so leben wie die Menschen im Westen. Sie orientieren sich nicht nur am Lebensstil der westlichen Welt, sondern folgen auch den Vorstellungen des dort existierenden Wirtschaftssystems.

Die Menschheit ruiniert den Planten Erde

Die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern sind, ebenso wie die Menschen des Westens, inzwischen fest davon überzeugt, dass es ohne Wettbewerb keine Weiterentwicklung geben könne, und sind bereit, ihre Interessen ebenso rücksichtslos gegenüber anderen und auf Kosten der Natur durchzusetzen. Auch sie folgen der Ideologie eines unbegrenzten Wachstums und glauben an die Segnungen wissenschaftlicher und technologischer Innovationen.

Und es fällt den relativ armen Menschen ebenso schwer die den reichen Bürgern des Westens, ihren Blick dafür zu öffnen und zu erkennen, dass die Menschheit mit eben diesen Vorstellungen dabei sind, den kleinen blauen Planeten Erde zu ruinieren. Selbst wenn die Menschheit in der Lage wäre, einen anderen Planeten zu finden und zu besiedeln, wäre auch der, wenn sie mit den gleichen Vorstellungen so weitermachten wie bisher, sehr bald genauso unbewohnbar wie die Erde. Quelle: „Würde“ von Gerald Hüther

Von Hans Klumbies